Schnaittach. Der tatverdächtige Sohn bat im Fernsehen um Hinweise auf den Verbleib der Angehörigen.

Der Sohn verstrickte sich schnell in Widersprüche. Waren die angeblich vermissten Eltern nach Kassel, Frankreich oder Tschechien gereist? Seine Angaben variierten. Seine offenbar mit viel Aufwand inszenierte Geschichte überzeugte die Polizei nicht. Jetzt sitzen der 25-Jährige und seine 22-jährige Frau – beides Deutsche – in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen ihnen gemeinschaftlichen Mord in zwei Fällen vor. Sie sollen seine Eltern getötet und auf ihrem eigenen Grundstück im fränkischen Schnaittach eingemauert haben.

Rechtsmediziner bestätigten am Dienstag, dass es sich bei der am Montag dort gefundenen männlichen Leiche um den vermissten Vater des 25-Jährigen handelt. Die Untersuchungen seien sehr umfangreich, sagte Oberstaatsanwältin Anita Traud – auch um den Tatzeitpunkt möglichst genau bestimmen zu können. Zur Todesursache machte sie noch keine Angaben, auch nicht dazu, wann die weibliche Leiche obduziert wird.

Die junge Frau habe bestritten, das Ehepaar getötet zu haben, sagte Traud. Nach Informationen der dpa gab sie aber zu, ihrem Mann bei der Beseitigung der Spuren geholfen zu haben. Der 25-Jährige hat der Oberstaatsanwältin zufolge bisher keine Angaben gemacht.

Das Paar war seit Mitte Dezember nicht mehr gesehen worden. Der Sohn hatte sie jedoch erst Ende Dezember als vermisst gemeldet. In dem Haus im Nürnberger Land hatten sowohl die 66 Jahre alte Frau und ihr 70 Jahre alter Ehemann als auch der Sohn und dessen Frau gelebt. Die Leichen waren in einem Nebengebäude der Garage eingemauert worden.

Zum Motiv äußerte sich die Staatsanwältin nicht. „Das wäre Spekulation“, sagte Traud. Der mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast hatte zuvor angedeutet, dass die Mutter mit der Freundin ihres Sohnes nicht einverstanden gewesen sei. Die Hochzeit der beiden fand Ende Dezember ohne seine Eltern statt.

Vor einer Woche hatten der 25-Jährige und seine Frau einem regionalen Fernsehsender ein Interview gegeben, in dem sie um Hinweise auf den Verbleib der Eltern baten. „Die größte Freude, die man uns machen könnte, wäre einfach, dass die beiden wieder zur Tür kommen. Dass wir wenigstens wissen, was mit ihnen passiert ist“, sagte der Sohn darin.

In einer inzwischen nicht mehr aufrufbaren Facebook-Gruppe soll der Sohn zudem einen Spendenaufruf gestartet haben, um im Ausland nach seinen Eltern suchen zu können. Ob Spenden eingingen, wird laut Traud noch geprüft. dpa