Wolfsburg. Zwei Jahre wird der Neubau der Berliner Brücke in Wolfsburg voraussichtlich dauern. Das Horrorszenario: „Ein Verkehrschaos ohne Ende.“

„Und was ist mit dem Schichtverkehr?“ Wie sehr der in einigen Jahren anstehende Abriss der Berliner Brücke viele Wolfsburger schon heute beschäftigt, fiel am Donnerstag in der Sitzung des Nordstadt-Ortsrates auf.

Durch die spontane Zwischenfrage eines Einwohners, der nicht mehr an sich halten konnte und dem Straßenbau-Geschäftsbereichsleiter Oliver Iversen mitten in dessen Vortrag zum Brücken-Neubau ins Wort fiel. Aber auch durch die Äußerungen von Ortsratsmitgliedern.

Olde Dibbern (SPD) bezeichnete den Ersatz für die wichtigste Verbindung zwischen der Innenstadt und den nördlichen Stadtteilen von Wolfsburg als „große Herausforderung“, Jens Melsa (PUG) als „Herkules-Aufgabe“. Angelika Jahns (CDU) wurde noch etwas plakativer: „Jedem Bürger graust davor“, sagte sie. „Weil jeder befürchtet, dass es ein Verkehrschaos ohne Ende wird.“ Vom Mittellandkanal unter der Brücke bis zur Volkswagen-Arena daneben sei so viel zu bedenken, so Jahns. Iversen tue ihr wirklich leid, das alles umsetzen zu müssen.

Berliner Brücke in Wolfsburg: Zwei Jahre für den Neubau

Zu der eingangs erwähnten Frage, wie der Schichtverkehr während der Bauzeit über das Ersatzbauwerk rollen soll, konnte Iversen zuversichtlich antworten. Die Idee ist, auf der Autostadt-Seite einen ersten neuen Überbau neben die Berliner Brücke zu stellen. Darauf könnte sich der Verkehr während des Brücken-Abrisses auf vier verengten Fahrspuren stadteinwärts und stadtauswärts bewegen. Mehr Spuren stehen jetzt auch nicht zur Verfügung.

Außerdem erwähnte Iversen eine Verkehrsuntersuchung. Darin wurde eine Prognose für 2030 angestellt. „Die Tendenz ist leicht abnehmender Verkehr“, so der städtische Straßenbau-Chef. Aktuell rollen 66.000 Fahrzeuge pro Tag über die Brücke.

„Herkules-Aufgabe“ für die Verkehrsplaner

Der Ablauf des Brücken-Neubaus scheint schon relativ klar. Nach der Erstellung des ersten Ersatzbauwerks und dem Abriss der Berliner Brücke soll an ihrer Stelle ein zweiter Überbau errichtet werden. Zum Schluss wird der zuerst errichtete Überbau daneben geschoben. Voraussichtliche Bauzeit: ein Jahr pro Überbau.

Und es ist wirklich noch viel zu bedenken: Auf dem Brücken-Provisorium wird genügend Platz für Autos sein, aber voraussichtlich nur ein eher schmaler Geh- und Radweg Platz finden. Bei Heimspielen in der Volkswagen-Arena können VfL-Fans und Besucher nicht wie gewohnt von einander getrennt werden. Eine Alternative wäre die Stadtbrücke – Privatgelände. Ob die Autostadt Fangruppen mit Bierflaschen und Pyrotechnik auf ihrer Brücke haben will, wird man sehen müssen.

Apropos Autostadt: Iversen geht davon aus, dass der Geländeparcours während des Brückenbaus nicht wie gewohnt nutzbar ist. Ebenfalls einzuplanen ist die Barrierefreiheit, also flachere Rampen als heute. Die Planer überlegen momentan, eine separate Brücke für Fußgänger und Radfahrer zu bauen.

Ungelöste Probleme: Radweg, Fanführung, Autostadt-Parcours

In diesen Wochen brauchen sie von der Politik nur die Erlaubnis, die seit 2019 parallel gelaufenen Planungen für einen Tunnel einzustellen und sich voll und ganz auf eine neue Brücke zu konzentrieren. Der Nordstadt-Ortsrat gab ihnen sein Einverständnis ohne Gegenstimmen. Viermal so hohe Kosten für einen Tunnel – schon allein dieses Argument ist in Zeiten leerer Kassen ein Totschlagargument.

Auch einem anderen Brücken-Projekt erteilte der Ortsrat seine Zustimmung: Die Stadtverwaltung will Ersatz für die Allerbrücke auf der stark befahrenen B 188 planen. Iversen möchte diese Brücke fertig haben, bevor die Bauarbeiten an der Berliner Brücke starten. „Damit eine leistungsfähige Alternative für Ausweichverkehre“ zur Verfügung steht, wie er sagt.

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