Braunschweig. Der Rat beschließt einstimmig, dass die Stadt die Sanierung in Eigenregie stemmen soll. Die Kostenschätzung liegt bei 140 Millionen Euro.

Nach kurzer Debatte hat der Braunschweiger Rat vor wenigen Tagen den Weg für die Sanierung der Stadthalle in Eigenregie freigemacht. Alle Politikerinnen und Politiker gaben ihre Zustimmung zu einem Vertrag zwischen der Stadt und der städtischen Tochtergesellschaft Strukturförderung Braunschweig GmbH (SFB). Deren neu gegründete Hochbausparte mit Geschäftsführerin Natascha Wessling an der Spitze ist für den schlüsselfertigen Umbau und die Modernisierung zuständig. Sie übernimmt für die Verwaltung die Gesamtplanung und Projektsteuerung.

Das heißt: Alle Verträge mit Planern, Gutachtern und ausführenden Firmen werden von der SFB ausgeschrieben, verhandelt und beauftragt sowie abschließend kontrolliert und abgerechnet. Das Kostenvolumen wird auf 140 Millionen geschätzt. Dass die schon mehrere Jahre alte Kostenprognose von rund 60 Millionen Euro längst überholt ist, war allen klar.

Wenn dieses Mal alles nach Plan läuft, dann beginnen die Arbeiten zur Sanierung Ende 2024. Vier Jahre später, also Mitte oder Ende 2028 soll die Wiedereröffnung gefeiert werden.

Vergabe der Sanierung an einen Totalunternehmer war gescheitert

Wessling ist seit Januar dieses Jahres im Amt und hatte schon nach wenigen Wochen im Februar einen Zeitplan samt neuer Kalkulation vorgelegt. Laut der Stadtverwaltung ist es zügig gelungen, weiteres qualifiziertes Personal zu gewinnen, so dass der Projektbeginn in den Startlöchern stehe. „Mit ersten Arbeitsschritten zur Aktualisierung von Planung, Terminplänen und Kostenschätzungen wurde bereits begonnen“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt.

Die Gründung der neuen städtischen Projektgesellschaft innerhalb der SFB war die Folge zweier gescheiterter Versuche, Totalunternehmer für die Sanierung zu finden. Im ersten Anlauf hatten sich gar keine Firmen um den Auftrag beworben, im zweiten Anlauf gab es zwar einen Interessenten, aber letztlich laut der Stadt keine Einigung über die Konditionen.

Das Vorhaben ist äußert komplex und von Unsicherheiten begleitet, weil die Stadthalle seit 2018 unter Denkmalschutz steht. Daher gelten besondere, zum Teil sehr strenge Vorgaben, die Aufwand und Kosten nach oben treiben. Nun ist die Hoffnung von Stadtverwaltung, Politik und Stadthallen Betriebs GmbH groß, dass es endlich losgehen kann.

Denkmalpfleger: Braunschweiger Stadthalle hat eine gute Substanz

Auch wenn der Beschluss im Rat jetzt einstimmig gefasst wurde, übte CDU-Ratsherr Claas Merfort noch einmal Kritik: Aus Sicht der Fraktion wäre ein Neubau die bessere Variante gewesen, unter anderem aus Kostengründen. Mit diesem Vorstoß hatte sich die CDU im vergangenen Jahr aber nicht durchsetzen können. Knackpunkt ist der Denkmalschutz. Die Stadtverwaltung hat mehrfach bekräftigt, dass das Ministerium für Wissenschaft und Kultur (damals noch unter Führung von CDU-Minister Björn Thümler) keine Bereitschaft signalisiert habe, den Denkmalschutz wieder aufzuheben.

Auch das Landesamt für Denkmalpflege hat immer wieder betont, die Stadthalle sei ein hochrangiges Baudenkmal mit besonderer zeithistorischer Bedeutung. „Das Gebäude ist qualitätsvoll in der Substanz und insgesamt in einem recht guten Erhaltungszustand“, heißt es. „Die bisherige Planung hat gezeigt, dass eine denkmalgerechte Anpassung an heutige Nutzungserfordernisse möglich ist, Optionen für bauliche Erweiterungen sind in der Grundkonzeption des Gebäudes angelegt.“ Zudem käme ein Abriss einer Verschwendung von Ressourcen gleich.

Merfort hingegen meint, die Stadtverwaltung habe zu schnell aufgegeben und den bequemsten Weg gesucht. „Denkmalschutz ist kein Naturgesetz!“, sagte er. „Für uns steht fest, dass die Denkmalsanierung uns viel zu teuer zu stehen kommt. Wir werden dennoch zustimmen, denn die Renovierung bleibt und ist notwendig, und wir stehen der Leistungsfähigkeit der Hochbausparte positiv gegenüber.“

Oberbürgermeister: Das ist der schnellste Weg

Oberbürgermeister Thorsten Kornblum konterte, am günstigsten wäre es gewesen, wenn man bereits 2007 (unter CDU-FDP-Mehrheit im Rat und mit dem damaligen Oberbürgermeister Gert Hoffmann) die Stadthalle komplett saniert hätte anstatt sie nur ein wenig aufzuhübschen. Wenn die Stadt jetzt erneut versuchen würde, die Denkmalwürdigkeit der Stadthalle aufzuheben, verzögere sich das Projekt weiter, so Kornblum. „Dann landen wir in den 30ern und nicht 2028. Wir haben eine genehmigte Planung, müssen nur ein paar Änderungen vornehmen. Das ist der schnellste Weg – nicht der bequemste, sondern ein pragmatischer.“

Ratsherr Udo Sommerfeld (Die Fraktion/Linke) wies darauf hin, dass seine Fraktion schon 2017 dafür geworben habe, den Auftrag nicht an Privatunternehmen zu vergeben, sondern selbst in die Hand zu nehmen. Eine Mehrheit hatte er damals nicht dafür gefunden. Inzwischen ist die Lage eine andere.

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