Braunschweig. Im Prinzenpark kamen etwa 2500 Menschen zusammen. Die Polizei musste auch in anderen Parks von Braunschweig einschreiten. Ein Tagesrückblick.

Feiert Braunschweig Himmelfahrt, also den christlichen Feiertag? Oder doch Vatertag, also Bollerwagen-Tour für Bierenthusiasten? Poetischer formuliert: Yin und Yang, Ordnung und Chaos, Schatten und Licht. Das Konzept der Dualität, es bildete dieses Jahr wieder das Motto an diesen so von Gegensätzen geprägten Feiertag. Hier ein paar Schlaglichter auf den Tag, an dem die Stadt einem wuseligen Wimmelbild gleicht.

11 Uhr: Riddagshausen

Los geht es gediegen mit den traditionellen Freiluftgottesdiensten, etwa jenem in Riddagshausen im Klostergarten neben der Kirche. Bei noch kühlen Temperaturen kommen um 11 Uhr im Schatten stolzer Kastanien die Gemeinden Riddagshausen-Gliesmarode und Querum zusammen. Zweifellos wird hier Himmelfahrt und nicht Vatertag gefeiert – wobei: Gott als der „Vater unser“, der Christus zu sich holt, ist natürlich allgegenwärtig. Stimmungsvoll begleitet vom Propstei Posaunenchor predigt der Querumer Pfarrer Benedikt Sacha von der Verabschiedung Christi in den Himmel und ganz irdischen Abschieden im menschlichen Sinne: Dem Abschied von Orten, Lebensphasen, geliebten Menschen, aber auch falschen Freunden. Nach dem Gottesdienst lädt die Gemeinde zum gemeinsamen Suppenessen unter freiem Himmel. In den Fürbitten betete Pfarrerin Sabine Wittekopf zuvor: „Öffne du, Gott, den Himmel für die Menschen unserer Stadt in unserer Gemeinde, in unserer Nachbarschaft.“

12 Uhr: Ebertallee

Apropos: In der direkten Nachbarschaft sind währenddessen schon die Bollerwagengruppen unterwegs. Von der Ebertallee bei den Kreuzteichen und auch von allen anderen Seiten strömen sie in den Prinzenpark. Viele Wagen sind mit reichlich Dosenbier ausgerüstet, wegen des Glasflaschenverbots im Park. Schon zu dieser frühen Uhrzeit sind bereits einige Individuen jenseits von gut und böse – im ganz profanen Sinne des Vatertags. Dieser „Sinn“ wird von einigen frei interpretiert als – uns fällt kein schönerer Begriff ein – Kampfsaufen.

13 Uhr: Harz-und Heide-Gelände

Immer mehr füllt sich zur Mittagszeit auch das Harz-und-Heidegelände zwischen Bürgerpark und Theodor-Heuss-Straße. Dort hat das „Mr. Max-Food-Festival“, mit 15 mobilen Imbissbuden (genannt „Foodtrucks“), Station gemacht. Etwas nach 13 Uhr – die Sonne zeigt sich – probieren Freunde der Kulinarik dort nicht nur Burger oder Waffeln, sondern auch frittierte Mehlwürmer, Heuschrecken und Buffallowürmer, ja sogar Wodka mit Würmern darin. Dazu kommen Stände mit senegalesischen Spezialitäten oder peruanischem Bier. Selbst der bekannte französische Crêpe hat hier eine Besonderheit: Der Teigfladen ist einen ganzen Meter lang und üppig belegt. Das Festival hat noch Freitag und Samstag von 11 bis 22 Uhr und Sonntag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Es will auch Kindern und Tanzwütigen gefallen mit Hüpfburg und DJ, der an diesem Vatertag und am morgigen Samstag dort auflegt. „Wegen des Vatertags haben wir das Personal darauf hingewiesen, dass hier heute auch einige alkoholisierte Personen auftauchen könnten“, sagt Organisatorin Elisa Rentz.

Tomas Daniek präsentierte in der
Tomas Daniek präsentierte in der "außergewöhnlichen Insektenküche" Heuschrecken und Mehlwürmer als Delikatesse. Foto: Stefan Lohmann/regios24 © regios24 | Stefan Lohmann

14.30 Uhr: Prinzenpark

Potenzielle Bewerber in der Kategorie „alkoholisiert von Jung bis Alt“ finden sich inzwischen zuhauf im Prinzenpark. Beispielhafte Szene: Zwei junge Männer in Vatertagsmotto-Shirts einer hiesigen Brauerei wollen sich auf dem Hügel des Nußbergs zum Spaß rangeln, verlieren aber beide das Gleichgewicht und landen ebenso lachend wie bedröppelt im Gras. Auf einer Parkbank daneben sitzt ein älterer Herr und ruft leicht besorgt. „Uwe?“. Doch ebenjener Uwe meldet sich sogleich aus dem Gebüsch: „Ja, ja alles gut“ . Ein jüngerer Herr hat weniger Diskretion und uriniert direkt am Wegesrand. Unweit davon ist die Polizei präsent und patrouilliert in und um den Park. Reine Routine, wie die Kontrolle des Alkoholverbots für Minderjährige. „Bisher ist weniger los als im Vorjahr“, so ein Pressesprecher. Das „weniger los“ ist natürlich in Relation zum ganz normalen Wahnsinn am Vatertag zu setzen: Die Wiesen sind voll, die wummernden Bässe portabler Boxen von teils erstaunlicher Größe vermischen sich zu einem musikalischem Brei.

Braunschweig: Schon um 14.30 Uhr ist zu Vatertag viel los im Prinzenpark.
Braunschweig: Schon um 14.30 Uhr ist zu Vatertag viel los im Prinzenpark. © FUNKE NDS | Joschka Büchs


15.30 Uhr: Heidbergsee

Auch rund um den Heidbergsee ist die Bollerwagenfraktion vertreten. Das ein oder andere Familienpicknick findet auf den Wiesen statt. Gleich drei Familien aus Celle, Braunschweig und Wolfenbüttel haben sich dort zum Picknick verabredet. Auch hier heißt es: „Weniger los als letztes Jahr“. Die Polizei wird am Freitag vermelden, dass sich am Heidbergsee etwa 250 Menschen ansammelten.

Wie sie unserem Fotografen versichern, treffen sie sich seit 20 Jahren immer an dieser Stelle. Ob die angesagten Temperaturen von maximal 13 Grad abgeschreckt haben? Unklar. Unweit der drei Familien entspannt eine Gruppe junger Frauen im Gras. Es ist das Erwachsenen-Team „Alpha“ der Cheer-Company aus Weddel. Sie tanken Energie vor den Cheerleading-Meisterschaften. Spontan zeigen die sieben jungen Frauen eine menschliche Pyramide.

Für das Senior-Team Alpha der Cheer-Company aus Weddel ging es am Vatertag an den Heidbergsee - zum Energie-Tankenund Entspannen vor den Cheerleading-Meisterschaften am kommenden Pfingstmontag in Magedeburg.
Für das Senior-Team Alpha der Cheer-Company aus Weddel ging es am Vatertag an den Heidbergsee - zum Energie-Tankenund Entspannen vor den Cheerleading-Meisterschaften am kommenden Pfingstmontag in Magedeburg. © regios24 | Stefan Lohmann

16 Uhr: Okerring

Nicht nur aus Weddel, auch von noch weiter weg ist Braunschweig ein beliebtes Himmelfahrts-Ziel. So auch bei Sabine Mutz und Christian Schwartz, die aus Hildesheim angereist sind, um auf der Oker zu paddeln.

Sabine Mutz und Christian Schwarz nutzten den Himmelfahrtstag für eine entspannte Kanutour auf dem Okerring, von dem beide Wassersportler schwärmen. Auch zur Feiertagstour waren sie extra aus Hildesheim nach Braunschweig gekommen.
Sabine Mutz und Christian Schwarz nutzten den Himmelfahrtstag für eine entspannte Kanutour auf dem Okerring, von dem beide Wassersportler schwärmen. Auch zur Feiertagstour waren sie extra aus Hildesheim nach Braunschweig gekommen. © regios24 | Stefan Lohmann

21.30 Uhr: Prinzenpark und Zwischenfazit

Gegen 21.30 Uhr zieht ein Polizeisprecher ein erstes Zwischenfazit zu den Feiern in den Parks: Etwa 2000 Personen seien im Prinzenpark zusammengekommen. Insgesamt kam es beim Einsatz zu vier Körperverletzungen. Am Heidbergsee leistete eine Gruppe aus bisher unbekannten Gründen Widerstand gegen Polizeibeamte und auch an anderer, bisher unbekannter Stelle kam es zu einem solchen Vergehen. Bei einer Person stellte die Polizei einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz fest.

Mit dem fortschreitendem Abend stieg die Anzahl an Personen im Prinzenpark, die wegen Verletzungen oder „Erkrankungen“ Hilfe durch den Rettungsdienst brauchen. Etwa zehn Rettungsfahrzeuge waren vor Ort, der Rettungsdienst baute ein Notversorgungszelt zur Versorgung Hilfsbedürftiger auf, wie der Pressesprecher der Feuerwehr mitteilt. Diese „Patientenablage“, wie es ein Polizeisprecher beschreibt, sei eine präventive Vor-Ort-Maßnahme zur Entlastung der Rettungsdienste im Rest der Stadt.

Auf dem Höhepunkt der Feierlichkeiten sollen laut Feuerwehr 2500 Menschen im Park unterwegs sein. Gegen 21 Uhr waren es laut Polizei noch circa 1500 Personen.

Bis Mitternacht wurden 28 Patienten von den Rettungskräften behandelt. Drei von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Um 22 Uhr wurde die Ansammlung durch die Polizei aufgelöst. Der Rettungsdienst suchte im Anschluss die Grünflächen mittels einer Drohne nach hilflosen Personen ab. Dabei wurde eine verletzte Person gefunden.

Folgetag, 11 Uhr: Schlussfazit der Braunschweiger Polizei

Abschließend spricht die Polizei von einem überwiegend friedlichen Einsatzverlauf am Donnerstag. Thomas Dilling, Einsatzleiter der Polizei, sagt: „Wir freuen uns, dass sich der absolute Großteil der Feiernden friedlich verhalten hat. Ich bin mit dem Verlauf des Einsatzes sehr zufrieden.“

Ein junger Mann leistete demzufolge nach einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz Widerstand gegen eingesetzte Polizeibeamte am Heidbergsee. Weiterhin verzeichnete die Polizei unter anderem vier Körperverletzungen, einen weiteren Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und einen Diebstahl. Zudem wurden der Polizei mehrfach Ruhestörungen gemeldet. Mit Einbruch der Nacht verringerte sich die Anzahl der feiernden Personen im Prinz-Albrecht-Park. Nach Ansprache durch polizeiliche Einsatzkräfte mit Hinweis auf die geltenden Ruhezeiten verließ der Großteil der Menschen den Park.

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