Bad Gandersheim. Die Landesgartenschau 2023 in Bad Gandersheim bietet für Besucher bis zum 15. Oktober einen spannenden Mix aus Waldbaden und Kultur an.

Durchschreiten Besucher das Tor zur Landesgartenschau, kurz Laga, in Bad Gandersheim am westlichen Harzrand, wird es laut um sie herum. Der Wald macht Geräusche – oder besser gesagt seine Bewohner. Ein nicht enden wollendes Zirpen und Zwitschern ertönt.

Der Besuch der Schau gleicht einem Bad im Wald, einem Waldbad. Seit dem 14. April und noch bis 15. Oktober läuft die Freiluftausstellung – 185 Tage am Stück. Die Macher der siebten niedersächsischen Laga zeigen auf 40 Hektar unter dem Motto „Garten. Fest. Spiele“, was der erneuerte Kurpark von Bad Gandersheim im Landkreis Northeim zu bieten hat.

„Wasser ist ein großes Thema auf dem Gelände. Wir haben drei Seen und zwei Flüsse. Die Idee der Planer war, diese als Besucher auch erleben zu können“, erklärt Frank Terhorst vom Laga-Team. Das Gelände der Gartenschau besteht aus den drei Osterbergseen, den beiden Flüssen Gande und Eterna und einem aus den ehemaligen Feuchtwiesen entstandenes Landschaftsschutzgebiet.

Etwa 400 Ehrenamtliche im Förderverein

An der sogenannte Gande-Promenade können Besucher entlang der Seenlandschaft und der Blumenbeete Richtung Altstadt schlendern. Klaus Freitag ist der Fährmann auf dem Osterbergsee, der mitten auf dem Gelände liegt. Der 81-jährige Rentner bringt am Wochenende die Besucher auf seinem Floß von der einen Seite des Ufers auf die andere.

Er, der selbst alle niedersächsischen Gartenschauen besucht hat, erhofft sich für seine Stadt viel von der Laga. „Ich denke, der Besucherstrom wird wesentlich größer werden, und die Touristik wird sich enorm steigern.“ Auch das Können von Landschafts- und Friedhofsgärtnern wird gezeigt. In sechs Themengärten, wie dem Sauna- und dem Therapie-Garten, können Besucher aktuelle Trends der Gartengestaltung erleben. Besonderes Augenmerk ist bei der Bad Gandersheimer Gartenschau auf die moderne Gräbergestaltung gerichtet, die kreatives Handwerk niedersächsischer Nachwuchsgärtner vorstellt.

Mehr zu dem Thema:

• ZDF-Fernsehgarten- Drei Gründe für den Erfolg der Show
• Den Tourismus in Wolfenbüttel wieder in Schwung bringen
• Was lesen? Osteroder Buch-Tipps für den Start in den Sommer 2023

Das kleine Städtchen Bad Gandersheim mit seinen zehntausend Einwohnern hat auch außerhalb des Geländes viel zu bieten, was die Laga untermalen will. Abteigebäude aus Renaissance und Barockzeit und der historische Marktplatz mit dem Fachwerk-Ensemble, der romanischen Stiftskirche sowie das Kloster Brunshausen, zu dem ein meditativer Wanderweg führt. Die Schau sollte eigentlich im Jahr 2022 ausgerichtet werden, wurde aber aufgrund der Pandemie um ein Jahr verschoben.

Ein Erneuern des Ortes Bad Gandersheim

„Sechs Millionen Euro hat das Land Niedersachsen in die Stadtentwicklung im Rahmen der Landesgartenschau investiert, wovon eine Million Euro auf dauerhafte Projekte entfallen“, erklärt Geschäftsführerin Ursula Hobbie. Eine Landesgartenschau sei damit auch eine riesige Infrastrukturmaßnahme, die vor allem kleineren Städten zugute komme. „Ein erneuern des Ortes, der Region“, erklärt Hobbie.

Auf lange Sicht dürften sich die Bewohner der Stadt vor allem über das neu-errichtete Natur-Solefreibad freuen, nach dem das Bad Gandersheimer Freibad seit 2018 aufgrund eines Defekts nicht mehr im Betrieb war. „Es ist damit eines von insgesamt drei Bädern dieser Art in Deutschland“, erklärt Hobbie. „Ein sogenannter Neptun-Filter reinige auf rein physikalisch-ökologische Weise das Wasser. Pflanzen und Mikroorganismen verleihen dem Naturbad eine natürliche Selbstreinigungskraft. Auch Besucher profitieren von dem nachhaltigen Bad – der Eintritt ist im Tagesticket enthalten.
Die Bewohner von Bad Gandersheim sind bereits seit einigen Jahren in das Projekt der Landesgartenschau involviert. Ein Förderverein wurde im Zuge der Gartenschau im September 2019 gegründet, der inzwischen über 400 ehrenamtliche Mitglieder hat. Darunter sind Gieß- und Aufträumtrupps aber auch sogenannte Kulturlotsen, die sich in einer zweijährigen Ausbildung vorab qualifiziert haben und sich zum Beispiel um Schulklassen kümmern.

„Zurzeit bin ich im Info-Pavillon und im Grünen Klassenzimmer eingeteilt“, sagt die ehemalige Lehrerin Rita Streich (74), die die Besucher am Eingang in Empfang nimmt. Verlassen diese das Gelände am Ende des Tages wieder, dürfte das Plätschern des Wassers und Zwitschern der Vögel noch lange nachhallen.

Infos: Die siebte niedersächsische Landesgartenschau läuft bis zum 15. Oktober 2023 in Bad Gandersheim und ist täglich geöffnet. Die Kassen- und Einlasszeiten sind von 9 bis 18.30 Uhr. In den Monaten Juni, Juli und August können Dauerkarteninhaber das Gelände bis 20 Uhr betreten. Der Eintritt kostet für Erwachsene 19 Euro, ermäßigt 16 Euro und für Kinder und Jugendliche 5 Euro. Eine Dauerkarte liegt für Erwachsene bei 119 Euro und ermäßigt 99 Euro. Anreise: Aus Richtung Braunschweig mit der Regionalbahn (RB 46) nach Seesen, von dort barrierefrei mit dem Niederflurbus 800 direkt zum Haupteingang der LAGA oder Umstieg in die Regionalbahn (RB 82) nach Bad Gandersheim. Zwei Buslinien bringen Gäste von den Bahnhöfen Kreiensen und Seesen direkt bis zum Gelände. Aus Richtung Bad Harzburg mit der Regionalbahn (RB 82) barrierefrei mit Umstieg in Seesen und dort mit dem Niederflurbus 800 direkt zum Haupteingang der Laga oder Weiterfahrt mit der Regionalbahn (RB 82) nach Bad Gandersheim. Das ganze Jahr über finden Open-Air-Veranstaltungen gestatt. Insgesamt sind an 185 Tagen rund 1.500 Programmpunkte geplant. Darunter Feste, Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge und Workshops. Mehr Infos: www.laga-bad-gandersheim.de