Braunschweig. Die Lebenshilfe veranstaltet Rock in Rautheim – Die Inklusion steht mit Absicht nicht im Fokus.

Es gibt Dinge, die auf einem Metalfestival normal sind. Bier, lange Haare und Bärte, schwarze Klamotten, schwere Musik. Meist auch Regen. All das bietet Rock in Rautheim. Letzteres sehr zum Leidwesen der Veranstalter. Es ist 19 Uhr am Freitagabend, als sich über dem Gelände in der Heinz-Scheer-Straße der Himmel öffnet: Plötzlich fällt der Regen in dicken Tropfen auf die 1300 Besucher herab, die auf der Wiese zwischen den hoch aufsteigenden Backsteingebäuden stehen. Mehr als Schulterzucken und Kopfschütteln ringt der plötzliche Guss der Menge nicht ab. Es ist normal – zwischen staubtrocken und Platzregen gibt es auf Festivals kaum etwas. Das zumindest sagt eine Szeneweisheit. Es ist ein Festival wie jedes andere. Und dann wieder doch nicht.

Denn Rock in Rautheim wird von der Lebenshilfe organisiert. Auf den ersten Blick soll das mit voller Absicht nicht zu sehen sein. „Es gibt zwei Arten von Inklusion“, sagt Marco Spiller, einer der Organisatoren und Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe. „Einerseits kannst du Menschen mit Einschränkung Teilhabe ermöglichen. Oder du lässt sie Teil der Menge sein.“ Spillers Tochter ist selbst schwer eingeschränkt. Er ist Ehrenamtler, arbeitet eigentlich bei einer Krankenkasse. Metal sieht er als perfekten Rahmen für ein Inklusionsfestival.

Legenden zu Besuch

„Wir machen da nicht so’n Geschiss drum“, wie Peter „Peavy“ Wagner es ausdrückt. Der bärtige Hüne mit dem rasierten Kopf ist Frontmann der deutschen Szenelegenden von Rage und ein Mann direkter Worte. Er entspricht dem Stereotyp: groß, geflochtener Bart, breite Statur. Sein Auftreten aber ist herzlich. 2022 war seine Band hier Hauptact. Peavy und seine Frau sind dieses Jahr wiedergekommen. „Weil wir es geil finden“, sagt er.

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Der Name seiner Band bedeutet Zorn. Ihr bekanntester Song ist „Straight to Hell“, und ihre Alben haben Namen wie „Reign of Fear“ oder „End of all Days“. Der martialische Rahmen steht im Kontrast zu dem, was Wagner als Kern des Metal sieht: „Wir waren schon immer offen. Egal ob du Mann oder Frau bist, wie du aussiehst oder was du anhast.“ Die Musik verbindet, der Rest tritt in den Hintergrund.

Die besten Bilder des Musikfestivals „Rock in Rautheim“

Das Musikfestival
Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Enemy Inside Sängerin Nastassja. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Enemy Inside Sängerin Nastassja. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher.  © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Iron Savior. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Peavy Wager von Rage mit Frau Indra. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Chris Boltendahl, Sänger von Grave Digger. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Chris Boltendahl und der Sänger von Rage, Peter Peavy Wagner. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Das Musikfestival "Rock in Rautheim" begeisterte am Freitagabend 1300 Besucher. Auf dem Foto: Crystal Viper Gitarristin Martha Gabriel. © Funke Medien Niedersachsen | Niklas Eppert
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Eine Philosophie, die die 180 Helfer antreibt. Sie sorgen dafür, dass allein am Freitag fast 4000 Mahlzeiten über die Theken gehen und über 2000 Liter Bier ausgeschenkt werden. Die Bratwurst kostet drei Euro, das Bier 3,50 Euro. Utopisch niedrig im Vergleich zu größeren Festivals. Die Fanartikel des Konzerts sind in den Werkstätten der Lebenshilfe hergestellt. Der Erlös kommt dem Verein zugute. Das Festival ist Spillners Baby. Seinen Anfang nahm es 2002 als Konzert in der Kantine der Lebenshilfe mit 100 Gästen und lokalen Bands. Als Spillner in den Vorstand kam, begann er zu träumen, wie er sagt. Er wollte Rock in Rautheim größer denken. Seine Szene sollte mit den Menschen mit Beeinträchtigungen verschmelzen.

Plötzlich Festival

Irgendwann, Ende der 2010er, war er bei einem Konzert der Band Brainstorm. Eigentlich wollte Marco Spiller nur ein Autogramm des Sängers. „Dann habe ich ihn gefragt, ob er bei uns auftreten will.“ Der Sänger von Brainstorm habe damals gesagt, er solle eine E-Mail schreiben. „Mir ist dann rausgerutscht, dass er darauf sowieso nicht antwortet.“ Die etwas erboste Antwort: „Wenn ich das sage, dann mach ich das.“ Spiller lacht heute darüber. Brainstorm trat auf, Rock in Rautheim musste 2018 in eine Halle ausweichen. Plötzlich waren 500 Leute da. Aus dem Konzert wurde ein Festival, weil die Organisatoren die Acts für 2020 und 2021 im folgenden Jahr auf zwei Tage legten. Die Bands wurden größer, die Fans mehr.

Eigentlich rotiert Marco Spiller während des ganzen Festivals. Für ihn und sein Team fangen die Tage um 8 Uhr an, sie enden in der Nacht. Zeit zum Durchatmen hat er kaum. Als Grave Digger, die große Nummer am Freitag, gerade fertig ist, hat er einen dieser Momente. Auf einem Rasenstück vor der Bühne bleibt er stehen und greift nachdenklich in seinen Bart. Wehmütig sieht er der Masse aus Kutten nach, die zum Ausgang strebt. Sein Handy klingelt, mal wieder. Er seufzt, ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht, als er innehält. „Ich bin verdammt stolz auf das alles hier“, sagt er, bevor er ans Handy geht und in die Dunkelheit verschwindet.

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