Salzgitter Bad. Schüler des Gymnasiums Salzgitter-Bad unterrichten Mitschülerinnen und Mitschüler aus der Ukraine in ihrer Mittagspause.

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die Idee des Deutsch-Leistungskurses der 12. Klasse des Gymnasiums Salzgitter-Bad. Die Schüler traten mit dem Anliegen an ihren Lehrer Daniel Teevs heran, dass sie für ihre Mitschüler aus der Ukraine etwas Sinnvolles anbieten wollen. Nach kurzem Brainstorming wurden die Kursteilnehmer fündig und organisierten die deutsch-ukrainische Mittagspause. Im Juli 2022 startete das Projekt und seitdem ist es aktiv.

Die Schüler des Gymnasiums lernen mit ihren Mitschülern. Doch es ist ein nicht zu unterschätzender Kraftakt, denn das Mittagsbrot wird nebenbei gegessen und auch die Lehrer Daniel Teevs und Politiklehrer Benjamin Huhn zeigen ehrenamtlichen Einsatz, ebenso wie Cedric Todemann, der seinen Bundes Freiwilligen Dienst (BFD) an der Schule absolviert.

Teilnehmer können Erfolge verbuchen

Doch neben Sprache hat die Mittagsstunde des Lernens auch noch viele weitere Effekte. Gymnasiastin Emma (17) sagt: „Nicht nur unsere Ukrainer lernen, sondern wir auch. Wie ihre Kultur ist, was für Worte sie verwenden für gleiche Objekte.“ Und mit einem Lachen sagt Mitschülerin Greta (14): „Die Übersetzungen nehmen sie manchmal wörtlich und so kann es sein, dass Müsli im Kopf ist.“

20 Schülerinnen und Schüler wechseln sich von montags bis donnerstags ab und unterrichten die Neuankömmlinge. Lehrer Teevs betont: „Das Angebot ist niederschwellig, sodass die Teilnehmer auch Erfolge für sich verbuchen können.“ Die siebzehnjährige Emma schiebt ein: „Wir sind alle unheimlich stolz, wenn sie einen Satz richtig sagen oder sogar schon ein Telefonat führen können.“ Die Abiturientin wird sich nach ihrem Abschluss dem Projekt noch intensiver annehmen. Denn sie will ebenfalls ein BFD an der Schule machen und die deutsch-ukrainische Mittagspause sogar noch auf andere Nationalitäten ausweiten. „Es ist mein Ziel, das zu verwirklichen", betont Emma.

Im Klassenraum herrscht eine entspannte Atmosphäre

Durch die ehrenamtliche Stunde hoffen alle Beteiligten, das Ankommen für die jungen Menschen aus dem Kriegsgebiet einfacher gestalten zu können. Teevs sagt: „Ohne das Engagement der Schüler würden viele im Unterricht nicht mitkommen, weil einfach die Zeit fehlt, individuell auf Einzelne einzugehen.“ Damit deutet der Deutschlehrer auch die Kürzung der Sprachförderung von 20 auf zwölf Stunden an – dies betrifft nicht nur das Gymnasium in Bad. „Doch, das steht auf einer ganz anderen Seite mit dem Thema Bildung und Lehrermangel“, so Teevs.

Genauso wie ihre Schüler sind Teevs und Politiklehrer Huhn mit Herzblut in der Mittagspause dabei. Huhn spricht die Sprache und unterstützt, wenn es mit der Übersetzung gar nicht klappen will. Im Klassenraum herrscht eine entspannte Atmosphäre, von Lernstress keine Spur, doch die Ukraine,r die hier mitmachen wollen, lernen schnell. „Fast alle können Englisch, das ist ein großer Vorteil“, sagt die vierzehnjährige Greta.

20 Schülerinnen und Schüler engagieren sich

Und wie sehen die Ukrainer denn selbst das Sprachangebot? Seit Juni 2022 kommt die zwölfjährige Dina in die Mittagspause: „Ich mag ein bisschen sprechen auf Deutsch. Ich habe schon viele Freundinnen hier gefunden“. Anastasia ist dreizehn Jahre, ehrgeizig und wissbegierig, deshalb lernt sie schnell Deutsch. Ohne zu zögern und lange zu überlegen, spricht sie drauflos. „Mir gefällt die Hilfe sehr gut, das Fach Biologie mag ich“, berichtet die Teenagerin.

Bisher gab es noch keine Mittagspause, in der die Gymnasiasten allein in der deutsch-ukrainischen Mittagspause saßen. „Hier geht es vor der Stunde immer etwas turbulent zu, aber in der Unterrichtseinheit arbeiten wir ganz intensiv“, bericht Emma. Dass sich Emma dafür einbringen will, auch anderen Nationalitäten am Gymnasium neben dem Unterricht die deutsche Sprache beizubringen, sieht ihr Kurslehrer Teevs sehr positiv: „Wir haben an der Schule 250 mehrsprachige Schüler, die brauchen solche Angebote ganz dringend“, verdeutlicht der Gymnasiallehrer.

Die rund 20 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Salzgitter-Bad geben ihre Freizeit und ihr Wissen an ihre ukrainischen Mitschüler uneigennützig weiter und arbeiten mit viel Herzblut für die Aktion.