Helmstedt. Hilfe zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bietet der Verein „Reversi“. Für ergänzende aber nötige Angebote stehen keine Mittel zur Verfügung.

Bis Anfang der 80er Jahre hatten Menschen mit psychischen Erkrankungen keinerlei Lobby. Das hat sich mit dem Paragraphen 3a im Bundessozialgesetz geändert. Er gibt den offenen Hilfen sozusagen Vorfahrt vor allen anderen Maßnahmen. In diesem gesetzlichen Rahmen handelt das Team des Vereins Reversi aus Helmstedt. Vier Sozialarbeiterinnen betreuen 25 Menschen mit psychischen Erkrankungen ambulant. Das passiert nach einem festgelegten Hilfeplan. Doch dieser Plan lässt wenig Spielraum für ergänzende Angebote oder Reparaturen an Wohngebäuden des Vereins. Dabei brauchen Betroffene solche Vorschläge zur gesellschaftlichen Teilhabe, wie sich in einem Gespräch mit der Geschäftsführerin des Vereins Barbara Lutze und der Sozialarbeiterin Philomena Schulze zeigte.

Vertrauen aufbauen steht häufig an erste Stelle

Seit 1986 gibt es Reversi. Zwölf Mitglieder zählt der Verein, und diese zwölf Mitglieder kauften einst mit Hilfe der Aktion Mensch Wohnhäuser für psychisch Erkrankte. „Damals habe ich Wohnungen gesucht, weil Wohngemeinschaften bevorzugt wurden“, erklärt Barbara Lutze. Die Zeiten ändern sich. Heute ist eher die Individualität gefragt. Und in dieser Individualität besuchen die Sozialarbeiterinnen ihre Klienten.

Wie oft und wie lange pro Woche, das legt der Hilfeplan fest. Die Aufgaben der Betreuerinnen orientieren sich am Bedarf der Betroffenen. „Oftmals sind das alltagsbezogene Sachen, wie gesundheitliche Probleme“, erzählt Barbara Lutze. Mancher wisse schlichtweg nicht, wie nun ein Arzt zu konsultieren sei. Gänge zu Behörden, Hilfen bei Antragstellungen, Einkäufe, die Liste der Aufgaben ist lang. Die Liste der Themen, die die Menschen bewegen, ebenso. Doch bis dahin ist es für beide Seiten oft ein langer Weg: „Es geht zunächst darum, Vertrauen aufzubauen und zu sehen, ob man einander aushalten kann“, so Lutze. „Oft haben sie sich völlig isoliert und kommen erst, wenn alles zusammengebrochen ist“, ergänzt Philomena Schulz. Das Kartenhaus des „Selbstbetruges“, es auch ohne Hilfe irgendwie noch zu schaffen. Am Ende bleiben Mieten unbezahlt und nicht selten geht es in die Obdachlosigkeit, Misstrauen, Wahnvorstellungen und Ängste sind die täglichen Begleiter. Bis in so einer Situation Vertrauen aufgebaut sei, könne durchaus ein Jahr vergehen.

Reparaturen an den Wohnhäusern des Vereins haben Priorität

Auf dem Weg in ein halbwegs „normales“ Leben in Begleitung bleiben wenig bis keine finanziellen Ressourcen für ergänzende Angebote. Theater- oder Zoobesuche und sonstige gesellschaftliche Exkursionen sind, so die beiden Sozialarbeiterinnen, aber ein wichtiges Element der Begleitung. Das Reversi-Team sei motiviert und bereit, sich über die Zeitvorgaben des Hilfeplans hinaus zu engagieren, erklärt Barbara Lutze. Doch dafür brauche es schlichtweg Geld, ganz abgesehen von notwendigen Reparaturen an den drei Wohnhäusern des Vereins.

„Bei einem müssen wir das Glasdach reparieren“, so Lutze, eine weiteres benötige Arbeiten an der Fassade. Überhaupt fallen demnach immer wieder Arbeiten an. Das alles seien Kosten, die der Verein trotz größter Sparsamkeit ohne Hilfe nur schwer realisieren könne.

Die ambulante Betreuung bekommt einen immer größeren Stellenwert, weil auch psychische Erkrankungen in einer immer komplexer werdenden Welt zunehmen. Das Team um Barbara Lutze und Philomena Schulze sorgen dafür, dass dieses Thema weiter aus der Tabuzone geholt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wie entstigmatisiert wird. Gerade die gesellschaftliche Teilhabe ist ein wesentliches Element auf diesem Weg. Damit diese Arbeit noch wirkungsvoller und letztlich auch nachhaltiger wird, ist der Verein Reversi auf Hilfen angewiesen.

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