Leipzig. Der in Göttingen geborene CDU-Politiker Bernhard Vogel wird am 19. Dezember 90 Jahre alt

Die deutsch-deutsche Geschichte prägt seinen Werdegang - und heute ist Bernhard Vogel ein Urgestein in der politischen Landschaft. Der CDU-Politiker schaffte es nicht nur als bislang einziger Politiker, nacheinander in zwei Bundesländern an der Regierungsspitze zu stehen – in Rheinland-Pfalz und in Thüringen.

Er blickt zugleich auf insgesamt mehr als 23 Jahre Amtszeit zurück, was ihm keiner so leicht nachmachen dürfte. Am Montag feiert der Mann mit dem typischen breiten Lächeln seinen 90. Geburtstag.

Legendäre Abschiedsworte: „Gott schütze Rheinland-Pfalz“

In Erinnerung sind seine legendären Abschiedsworte „Gott schütze Rheinland-Pfalz“, als er 1988 als rheinland-pfälzischer Regierungschef und CDU-Landeschef über die parteiinterne Opposition stolpert. Seine Partei profitiert nicht von Vogels Abgang, nach weiteren drei Jahren übernehmen die Sozialdemokraten die Macht - und halten sie bis heute.

Vogel dagegen schafft nur wenige Jahre später ein politisches Comeback. 1992 wird der Katholik nach dem Rücktritt des damaligen Thüringer Ministerpräsidenten Josef Duchac (CDU) in den Osten geschickt und startet dort eine zweite politische Karriere. Er habe das Amt in einer „Notsituation“ übernommen, weil die Regierungsfähigkeit in Gefahr gewesen sei, sagt Vogel später.

Begeisterter Bergsteiger und Zigarrenraucher

Sein ganzes Leben ist von Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein geprägt. Der begeisterte Bergsteiger und Zigarrenraucher, der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geboren wird, wählt stets den beharrlichen Aufstieg. Nach seiner Ernennung zum Kultusminister von Rheinland-Pfalz im Jahr 1967 übernimmt Vogel sieben Jahre später von Helmut Kohl den Vorsitz der Landes-CDU, zwei Jahre später auch den Regierungssessel in Mainz.

Nach dem Desaster in Rheinland-Pfalz wechselt er zunächst an die Spitze der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, bevor es ihn nach Thüringen zieht. Dort erarbeitet er sich trotz seiner Herkunft aus dem Westen den Ruf, ein wackerer Verfechter von Interessen des Ostens zu sein.

Laute Töne sind nicht Vogels Sache. Der Junggeselle, der Geschichte und politische Wissenschaften studiert, bevorzugt stattdessen die stille Sacharbeit. Dies und sein väterlich-besonnenes Auftreten bescheren Vogel eine wachsende Popularität in Thüringen. Am Zenit seiner zweiten Karriere steht Vogel im September 1999, als seine Partei bei der Thüringer Landtagswahl die absolute Mehrheit holt und die ungeliebte Zweckehe mit der SPD beenden kann.

Ruder nicht „leichten Herzens“ aus der Hand gegeben

Sein Rückzug aus der aktiven Landespolitik erfolgt auf Raten. Ende 2000 übergibt er zunächst den Vorsitz der Thüringer CDU an Dieter Althaus. Er gebe „das Ruder nicht leichten Herzens aus der Hand“, bekennt der Politikprofi damals. Dennoch leitet er frühzeitig den Wechsel an der Regierungsspitze ein.

Althaus löst ihn 2003 schließlich auch als Ministerpräsident ab. Dass mit Bodo Ramelow im Jahr 2014 in Thüringen erstmals ein Linkspolitiker zum Ministerpräsidenten eines Bundeslands gewählt wird und die CDU dort eine ziemliche Talfahrt hinlegt, dürfte Vogel zu dem Zeitpunkt besonders schmerzen.

Chef der Konrad-Adenauer-Stiftung und Autor

Vogel bleibt bis 2009 Chef der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er schreibt Bücher, unter anderem gemeinsam mit seinem älteren Bruder Hans-Jochen Vogel (SPD), der im Jahr 2020 stirbt, den Band „Deutschland aus der Vogelperspektive – eine kleine Geschichte der Bundesrepublik“.

Im Jahr 2021 erhält Vogel für seine Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas den Thüringer Point-Alpha-Preis. Der damalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) betont in seiner Laudatio, Vogels eigenes Erleben, angefangen vom Nationalsozialismus über die Nachkriegszeit und die Deutsche Teilung bis hin zur Wiedervereinigung, hätten ihn zu einem „homo politicus“ sondergleichen gemacht.

Auch ins politische Tagesgeschäft mischt sich Vogel bis heute hin und wieder ein. Als der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen im vergangenen Jahr auf einem Thüringer CDU-Ticket in den Bundestag einziehen will, schickt Vogel warnende Worte an seine Partei. Maaßen stehe „nicht in der Mitte“ der CDU und passe nicht zu deren Erscheinungsbild. Maaßen scheitert letztlich.