Braunschweig. Das Ende der früheren Karstadt-Lebensmittelabteilung: Am letzten Tag streifen wir nochmal durch eine Welt, über die die Zeit hinweggegangen ist

Noch einmal streifen wir durch die erlesene Welt der kulinarischen Kostbarkeiten, die sich nicht jeder leisten kann.

Trüffelbutter, mallorquinisches Edelsalz, sonnengetrocknet und handgeschürft, französischer Pommery-Senf Moutarde Royale, das Glas zu 14,99 Euro, italienische Artischockencreme mit Schwarzer Wintertrüffel, auch nur 13,99 Euro. Tees und Kaffees, die du woanders nicht kriegst, Weine dito – oder Confit de Canard, Ente gekocht im eigenen Schmalz, 22,99 Euro. Gewiss kein Schnäppchen

Das war’s – am Samstag, 18 Uhr, endete für viele Kunden in der Braunschweiger Innenstadt eine Ära

Letzteres ist ernährungsphysiologisch ohnehin etwas überholt, wenngleich ein Gaumenschmaus, aber sei’s drum, perdu, die Karstadt-Feinkostabteilung ist ohnehin dicht seit Samstag, 18 Uhr. Geschlossen. Ich war einer der letzten Kunden, hab’ mir alles nochmal angeschaut.

Letzter Einkauf am Samstag auch für Kundin Julia Sonnemann.
Letzter Einkauf am Samstag auch für Kundin Julia Sonnemann. © Henning Noske

Und treffe Julia Sonnemann, die quasi gleich nebenan in der Neuen Straße wohnt.

Nochmal zugreifen bei Obst und Gemüse, so wie bislang regelmäßig zwei oder drei Mal in der Woche. Oder an der Frischetheke, stets prächtig sortiert mit den allerfeinsten und leckersten Sachen.

Besonders beliebt waren die frischen Theken mit ihren Spezialitäten

Oder an der Fischtheke, die eine der besten in Braunschweig war. Jetzt, kurz vor Ultimo, ist das aber alles schon ratzekahl leer und glänzt blitzeblank, gerade so, als würden sie hier im Untergeschoss hinter der Rolltreppe gleich wieder mit neuen Leckerbissen einziehen.

Aber das trügt. Der Platz wird benötigt, denn nach Schließungen am Bohlweg und am Gewandhaus konzentriert sich bei Kaufhof Galeria in Braunschweig neben Sportscheck am Damm alles auf das Haus in der Schuhstraße.

Die Markthalle, wie sie längst offiziell hieß, also die frühere Karstadt-Lebensmittelabteilung mit speziellem Feinkost-Sortiment, ist nun Geschichte. „Schade. Damit geht für mich ein Stück Braunschweig verloren. Hier unten hab’ ich alles bekommen – und ich kannte alle Mitarbeiter persönlich“, sagt Julia Sonnemann.

Perdu: Individuell gestalteter Präsentkorb gleich hinter der Kasse.
Perdu: Individuell gestalteter Präsentkorb gleich hinter der Kasse. © Henning Noske

So ging das vielen hier. Der Luxus-Laden mit den Apothekenpreisen hatte paradoxerweise noch das Flair von Tante Emma, gewissermaßen den Charme eines erlesenen verspiegelten Feinkostgeschäfts aus jenen Zeiten, als man sich wieder etwas leistete. Zudem über Jahrzehnte nahezu mit Alleinstellung.

Am Ende öffneten und öffnen immer mehr neue Lebensmittelgeschäfte in der City

Die Zeiten haben sich geändert. In der Braunschweiger Innenstadt öffnete und öffnet ein Lebensmittelmarkt nach dem anderen, erst kürzlich ein Bio-Supermarkt – und schlechte Sortimente haben die wahrlich auch nicht.

Wenngleich du da manche Sachen eben nicht kriegst, zum Beispiel Bergsalz aus dem Himalaya mit eigenem Löffel oder einen mit bis zu zehn verschiedenen Schmuckbändern am eigenen Service-Tresen individuell geschmückten Präsentkorb mit erlesenen Spezialitäten wie Cranberry-Konfitüre oder Duerr’s Original Mint-Sauce aus Manchester. Nur zum Beispiel.

Darüber gehen die Zeitläufte hinweg. Bis Weihnachten hätten sie noch öffnen können, aber dann fehlte wohl das Personal. Schließlich sind gute Leute derzeit Mangelware und überall sehr gefragt. Also jetzt schon Schluss. Zu. Aus. Vorbei.