Osterode. Der stellvertretende Redaktionsleiter des Harz-Kuriers setzt sich auf dem Nürburgring die Krone im Sprint, Zeitfahren und Straßenrennen auf.

Der schnellste Reporter der Welt auf dem Fahrrad heißt Jann-Luca Künßberg und er kommt aus Osterode im Harz. Der neue und gleich dreifache Radsport-Weltmeister der Journalisten ist stellvertretender Redaktionsleiter des Harz-Kuriers in Osterode und damit Mitarbeiter der Funke Medien Niedersachsen GmbH, zu der auch unsere Zeitung gehört. Der 29-Jährige hat sich bei den auf dem Nürburgring ausgetragenen Meisterschaften die Krone in den drei Disziplinen Sprint, Zeitfahren und Straßenrennen aufgesetzt.

Training: Wochenpensum von bis zu 300 Kilometern

Höhepunkt sei dabei am vergangenen Samstag der abschließende Straßenwettbewerb auf dem anspruchsvollen Rundkurs gewesen, berichtet der frühere Eisschnellläufer Künßberg, der sich seit März mit mehr als 6000 Trainingskilometern im Harz gezielt auf seine erste WM-Teilnahme vorbereitet hatte.

Fachlich unterstützt wurde Künßberg von Sascha Wilhelm aus Berlin, Sohn von Jochen Wilhelm, dem 2017 verstorbenen Erfolgstrainer des DDR-Radsports. „Sascha stellte einen Trainingsplan für mich auf, der auf ein Wochenpensum von bis zu 300 Kilometern hinauslief“, erzählt Künßberg. Gedanklich habe er sich drei Jahre mit der WM-Teilnahme beschäftigt, denn schon 2019 sei er auf den Wettbewerb für sportliche Journalisten aufmerksam geworden. „2020 hat mich Corona ausgebremst und 2021 ein schwerer Sturz“, so Künßberg, der sich den letzten Schliff und das nötige Selbstvertrauen für die diesjährige Teilnahme vor einigen Wochen bei einem Ausdauer-Radrennen über 560 Kilometer von Trondheim nach Oslo geholt hatte (wir berichteten, auch in unserem "Draußen"-Podcast).

Die Journalisten-WM mit Teilnehmern vornehmlich aus Mitteleuropa sei nicht zu vergleichen mit einem Profi-Radrennen, aber es gehe durchaus sehr sportlich zur Sache, versichert der 29-Jährige. "Das Niveau bei solchen Jedermann-Rennen ist mittlerweile beachtlich hoch." Er habe sich daher entsprechend intensiv und ernsthaft vorbereitet, inklusive einer permanenten professionellen Auswertung seiner Leistungsdaten.

Die Berge liegen dem Harzer

Seine Harz-Erfahrung konnte er beim entscheidenden dritten Anstieg des 75 Kilometer langen Straßenrennens in die Waagschale werfen. "Als es zum letzten Mal hinauf ging zur Hohen Acht habe ich innerhalb der fünfköpfigen Spitzengruppe eine energische Attacke gesetzt, mit Erfolg." Am Ende kam Künßberg mit rund zwei Minuten Vorsprung ins Ziel.

Den Sport über den Beruf zu stellen, das komme für ihn trotz des schönen Erfolges nicht infrage. "Meine Berufung ist der Journalismus und ich freue mich jetzt auf die Zeit ohne Askese", sagt der 29-Jährige aus Osterode. Sich noch einmal so konzentriert vorzubereiten, das werde zeitlich nur schwer möglich sein. Ganz ausschließen will er eine WM-Teilnahme im nächsten Jahr aber nicht. Dann ist St. Anton in den Tiroler Alpen der Austragungsort – und die Berge liegen dem Harzer.

Die Radsport-WM der Journalist:innen ist eingebettet gewesen in die populäre Großveranstaltung "Rad am Ring" auf dem Nürburgring. Gestartet wurde in vier Klassen: Männer 21 bis 44 Jahre, Männer 45 bis 59 Jahre und Männer 60 plus sowie Frauen. Rund 40 Teilnehmer:innen stellten sich der Herausforderung. Größte Konkurrenten für Jann-Luca Künßberg waren Joscha Weber von der Deutschen Welle und die beiden Belgier Brett Wauters und Birger Vandael. Der Anstieg zur „Hohen Acht“ hat kurze Passagen mit bis zu 17 Prozent Steigung.