Salzgitter. Die Badesaison ist auch die Saison der Badeunfälle. DLRG-Experte Renee Warmbold aus Lebenstedt beantwortet die wichtigsten Fragen zur Rettung.

Die Abkühlung im Schwimmbad oder im Badesee kommt an heißen Sommertagen gelegen. Aber die Badesaison ist auch die Saison der Badeunfälle. Mindestens 299 Menschen sind 2021 in Deutschland ertrunken – 131 davon in Seen und Teichen, heißt es in der DLRG Statistik 2021.

Aber was ist zu tun, wenn eine Person zu ertrinken droht? Und was, wenn ich selbst in Not gerate? Diese und weitere Fragen haben wir dem Experten Renee Warmbold gestellt. Er ist Rettungsschwimmer und stellvertretender Leiter Einsatz bei der DLRG Ortsgruppe Salzgitter-Lebenstedt.

Woran erkenne ich eine ertrinkende Person?

Der Ertrinkende treibt im Wasser und bewegt sich kaum noch vorwärts, erklärt Warmbold. Die Arme treiben links und rechts neben dem Körper und der Kopf sei weit im Nacken, „ähnlich wie bei einem Schwimmanfänger“. Nur noch die Gesichtsfläche sei dann über Wasser.

Dadurch, dass Ertrinkende erschöpft sind, haben sie keine Kraft mehr, sich bemerkbar zu machen. Sie können also weder gestikulieren noch um Hilfe rufen. Wenn man eine solche Person von Weitem ruft und keine Antwort erhält, sollte man dringend handeln. Die Dauer, bis ein Mensch ertrinkt, ist sehr unterschiedlich und hängt von den jeweiligen Kräften ab, erklärt Warmbold: „Manche kämpfen und bei vielen geht es schnell.“ Wenn eine Person bereits untergegangen ist, muss unbedingt schnell gehandelt werden.

Wie sollte ich handeln, wenn jemand ertrinkt?

„Ganz ganz wichtig: Ruhe bewahren und dann den Notruf unter 112 absetzen“, mahnt der Rettungsschwimmer. Danach sollte man weitere Personen vor Ort auf die Situation aufmerksam machen. „Alleine hilft man wenig“, ist sich Warmbold sicher. Als nächstes sei es wichtig sich die Frage zu stellen, inwieweit man in der Lage ist im Wasser zu helfen.

Wenn man sich dem gewachsen fühlt, sollte man einen Gegenstand als Abstandshalter mitnehmen, wenn man zum Verunglückten schwimmt. Ein entkräfteter Ertrinkender würde in seiner Panik einen Retter als Boje nutzen, damit er sich weiterhin über Wasser halten könne, erklärt Warmbold. Das könne dazu führen, dass beide Personen in Gefahr geraten. Ein Rettungsring, eine Luftmatratze, ein Ast oder Kleidungsstücke könnten den Retter davor bewahren ebenfalls unterzugehen. „Man muss kreativ werden.“ So werde der Abstand gewahrt und die in Not geratene Person könne sich an einem Gegenstand statt am Retter festklammern.

Infografik über tödliche Badeunfälle.
Infografik über tödliche Badeunfälle. © DLRG e.V.

Notruf absetzen: Welche Informationen sind für die Rettungskräfte wichtig?

Es sollten möglichst genaue Angaben dazu gemacht werden wo die verunglückte Person untergegangen ist. „Das ist extrem wichtig.“ Eine Hilfe dafür können Anhaltspunkte wie Bojen oder markante Objekte sein. Eine nur ungefähre Beschreibung führt aus Erfahrung des Rettungsschwimmers eher nicht dazu, die Person zu finden. Je präziser die Aussagen, desto größer die Aussicht auf Erfolg. Warmbold gibt ein Beispiel: Hilfreich für die Rettungskräfte seien genaue Angaben, etwa „Zehn Meter hinter dieser gelben Boje“. Besonders ratsam sei es, weitere Menschen, die den Vorfall vor Ort beobachtet haben, hinzuzuholen. Schließlich könne eine Person allein selten genau beschreiben, wo jemand untergegangen ist.

Wie sollte eine Rettung ablaufen?

Vor der Rettung eines Ertrinkenden sollten Retter zunächst unbedingt den Rettungsdienst alarmieren. Das oberste Gebot einer Rettung lautet danach, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sei essenziell, so Warmbold. Wenn man während der Rettung womöglich selbst in Not gerate, sei wenig gewonnen. Etwa, verdeutlicht er, sei es ratsam einem Verunglückten nur dann nachzutauchen, wenn man sich selbst sicher dabei fühlt. Das Abschleppen einer bewusstlosen Person sollte in Rückenlage stattfinden, denn dabei kann der Kopf über Wasser gehalten werden. Sofern ein schwimmender Untersatz wie zum Beispiel eine Luftmatratze oder ein Boot vorhanden ist, kann dieser zum Transport der verunglückten Person verwendet werden.

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen ergriffen werden?

Sobald der Ertrunkene wieder an Land ist, müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. Der nächste Schritt sei die Überprüfung der Vitalfunktionen wie zum Beispiel Atmung und Bewusstsein. Wenn die verunglückte Person atmet aber bewusstlos ist, sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Wenn jedoch keine Atmung vorhanden ist, müssen Ersthelfer mit einer Herzdruckmassage beginnen. „Abwechselnd 30 Mal drücken und zweimal beatmen. Man kann da nichts kaputt machen“, ermutigt der Rettungsschwimmer. Es würde auch schon etwas bringen, wenn man nur drückt ohne zu beatmen. Falls ein Defibrillator in nächster Nähe vorhanden ist, könne auch dieser eingesetzt werden. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung erkläre er genau und im richtigen Tempo was bei einer Herzdruckmassage zu tun ist.

Todesfälle nach Gewässern.
Todesfälle nach Gewässern. © DLRG e.V.

Diese Hinweise sollte man beachten, um Badeunfälle von vornherein zu vermeiden:

Wo ereignen sich die meisten Badeunfälle?

„Die meisten Badeunfälle passieren vor allem in unbewachten Gewässern“, erklärt Warmbold. Daher solle man bestenfalls ausschließlich in bewachten Gewässern baden gehen. Die Anwesenheit von Rettungsschwimmern wird meist durch eine rot-gelbe Flagge gekennzeichnet. Rettungsschwimmer könnten dort Präventivarbeit leisten, indem sie brenzliche Situationen rechtzeitig erkennen und dadurch Badeunfälle verhindern. Mehr: Badeseen rund um Braunschweig und Wolfsburg – Abkühlung garantiert

Welche Ursachen führen zum Ertrinken?

„Das Erschöpfungsertrinken ist der Klassiker bei den Ursachen“, so Warmbold. Meistens sei Selbstüberschätzung der Grund. Schwimmer, die zum Beispiel unter Alkoholeinfluss stehen oder sich eine zu lange Strecke zumuten, könnten im Wasser in Not geraten. Auch Strömungen in Flüssen könnten zur Gefahr werden.

Was kann man tun wenn man selbst im Wasser in Not gerät?

Bei eingetretener Erschöpfung sei die „Toter Mann-Position“ am besten, berichtet Warmbold. Dabei legt man sich auf den Rücken und lässt die Arme links und rechts neben dem Körper treiben. Diese Haltung verbrauche wenig Energie und man könne sich durch leichtes Paddeln zum nächstgelegenen Ufer fortbewegen. Auch Nichtschwimmer könnten diese Schonhaltung umsetzen, informiert der Rettungsschwimmer. Wenn möglich, sollte man zusätzlich durch pfeifen oder rufen auf sich aufmerksam machen. Bei allen Maßnahmen gilt: Ruhe bewahren und nicht panisch werden, denn das würde notwendige Energie verbrauchen.

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