Mehrum. Wegen der Gas-Drosselung Russlands geht Niedersachsens Energieminister davon aus, dass das Kohlekraftwerk im Kreis Peine länger genutzt wird.

Angesichts der Unsicherheiten bei der Energieversorgung rechnet Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) mit einer längeren Laufzeit des Kohlekraftwerks Mehrum im Landkreis Peine. „Mehrum ist das Kraftwerk in Niedersachsen, das im Grunde noch in der Reserve ist und übergangsweise genutzt wird“, sagte Lies am Montag in Hannover. Er gehe fest davon aus, dass das Steinkohlekraftwerk länger betrieben wird, um die Stromversorgung zu sichern und die Gaskraftwerke zu ersetzen.

Nach Angaben der Kraftwerksleitung von Ende 2021 sollte eine geringe Reservekapazität für mehrere Wochen in diesem Sommer vorgehalten werden. Der Netzbetreiber begründete dies damals damit, dass er eine neue Schaltanlage in der Nähe des Werks ans Netz anbinden wolle – und in dem Rahmen solle noch etwas Elektrizität geliefert werden. Ursprünglich sollte das 1979 in Betrieb gegangene Kraftwerk im Dezember vergangenen Jahres heruntergefahren werden.

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hatte zuletzt angekündigt, dass er den Einsatz von Gas für die Stromerzeugung und Industrie senken will und mehr Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen sollen. Sie sollen die Stromerzeugung in mit Erdgas befeuerten Kraftwerken soweit wie möglich ersetzen, um Erdgas einzusparen.

Lies: „Eigentlich ein erschütterndes Signal“

Lies sagte zu dem geplanten vermehrten Einsatz von Kohlekraftwerken: „Das ist eigentlich ein erschütterndes Signal.“ Als Klimaschutzminister könne er dies nur akzeptieren, „wenn wir zeitgleich jedes Instrument nutzen, viel schneller beim Ausbau der Erneuerbaren zu werden, viel schneller beim Ausbau der Windenergie zu werden, damit wir am Ende doch rechtzeitig die Kohlekraft abschalten können.“

An Verbraucher appellierte er, die Gasmenge möglichst zu reduzieren. So könnten die großen Füllstände der Gasspeicher für den Winter eher erreicht werden. Einer Rückkehr zur Kernkraft erteilte der SPD-Politiker indes erneut eine deutliche Absage.