Hannover. Die Feuerwehren in Niedersachsen haben im Pandemie-Jahr 2020 einen deutlichen Anstieg der Mitglieder verzeichnet. Einsätze gab es weniger.

Die Freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen haben im vergangenen Jahr einen Mitgliederzuwachs verzeichnet. Rund 2100 (1,7 Prozent) kamen im Vergleich zu 2019 hinzu, wie Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag in Hannover mitteilte. Demnach haben die Freiwilligen Feuerwehren landesweit insgesamt rund 128.700 Mitglieder. In den Kinder- und Jugendfeuerwehren sank die Zahl im selben Zeitraum hingegen um rund 1000 auf 43.807.

Weniger Einsätze für Feuerwehren in der Pandemie

Die Zahl der Einsätze ist noch einmal um 9 Prozent gesunken. Bereits im Vorjahr gab es einen entsprechenden Trend mit 12 Prozent weniger Einsätzen als 2018. Dieser Trend erstreckt sich über alle Einsatzarten. Allerdings gab es bei den sogenannten böswilligen Alarmen einen deutlichen Anstieg um über 70 Prozent, heißt es in einer Mitteilung des Innenministeriums.

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„Betrachtet man die Brände nach ihrer Klassifizierung, so waren etwa 78 Prozent davon so genannte Klein- und Entstehungsbrände, bei denen der Einsatz von Kleinlöschgerät ausreichend war“, wird Pistorius zitiert. Das habe im Wesentlichen mit der seit einigen Jahren geltenden Rauchwarnmelderpflicht zu tun. „Auch die Tatsache, dass infolge von Homeoffice mehr Menschen zuhause waren, hatte den Effekt, dass Brände oft schneller erkannt wurden.“

Regierungsbrandmeister Ehlers: „Junge Frauen kommen zu uns“

Mitgliederzuwachs? Das Wort ist in puncto Freiwillige Feuerwehren ungewohnt. Über die gute Nachricht aus Hannover sprach Harald Likus mit Jürgen Ehlers (60), dem Regierungsbrandmeister für den Aufsichtsbereich Braunschweig.

Regierungsbrandmeister Jürgen Ehlers.
Regierungsbrandmeister Jürgen Ehlers. © Archiv | Florian Kleinschmidt

Herr Ehlers, Niedersachsens Freiwillige Feuerwehren haben wieder mehr Mitglieder. Gilt das auch für unsere Region?

In unserem Bereich, wir sprechen da über gut 18.000 Mitglieder, gibt es keinen Zuwachs, aber Konstanz. Und nach vielen Jahren mit rückläufigen Zahlen finde ich das auch schon sehr erfreulich. Wir müssen uns derzeit keine Sorgen machen, das ist viel wert.

Schaffen Sie es, den Frauenanteil zu vergrößern?

Ja, das klappt. Er liegt jetzt bei 18 Prozent, vor ein paar Jahren noch waren es gerade mal 10 Prozent. Da zahlt sich die gute Arbeit der Jugendfeuerwehren aus – und die Tatsache, dass sich über Mundpropaganda die Information verbreitet, dass nun auch viele junge Frauen in den Wehren sind und dort auch bleiben. Natürlich hat das auch mit dem Wertewandel in der Gesellschaft zu tun. Das wird so weitergehen. Die allermeisten Männer finden das übrigens gar nicht schlecht.

Wie sieht es mit Migranten aus? Ein Einwanderer als Feuerwehrmann im Dorf, das ist jetzt nicht das erste Klischee, das man im Kopf hat…

Natürlich gibt es welche. Wir haben auch muslimische Kameraden. Aber es stimmt schon: Der Anteil ist gering, so etwas geht natürlich nicht von jetzt auf gleich. Sie müssen bedenken, wie viele Stunden man in Lehrgänge investieren muss, um vollwertiges Mitglied im Einsatz zu sein. Hinzu kommen bei manchen Sprachprobleme. Im Ganzen ist das sicher ein Thema für die nächste Generation…