Hannover. In vielen Stadt- und Gemeinderäten kandidieren auch bei den Kommunalwahlen an diesem Sonntag nur wenige Frauen.

Bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen haben sich deutlich weniger Frauen auf einen Sitz in einem Kommunalparlament beworben als Männer. Nach Angaben der niedersächsischen Landeswahlleitung stammen weniger als ein Drittel (rund 28 Prozent) der insgesamt 71.225 eingereichten Bewerbungen von Frauen. Kommunalparlamente sind zum Beispiel Kreistage, Stadt- oder Gemeinderäte. Sie werden am Sonntag neu gewählt.

„Die Bemühungen, Frauen für eine Kandidatur zu gewinnen, reichen nicht aus“, sagt Almut von Woedtke, Leiterin des Mentoring-Programms „Frau.Macht.Demokratie“. Die Gründe, die es Frauen schwer machten, in die Kommunalpolitik zu gehen, würden zu wenig angegangen. Das sind nach Ansicht von Woedtkes etwa eine fehlende Transparenz und Planbarkeit, wenn es darum geht, wann und wo Entscheidungen getroffen werden, lange Sitzungen am Abend oder eine männlich dominierte Diskussionskultur.

Zuständigkeit für Kinderbetreuung und Organisation der Familie bei Frauen – Mitsprache wichtig

Noch immer liege die Zuständigkeit für die Kinderbetreuung und die Alltagsorganisation der Familie häufig bei den Frauen. Gerade deshalb sei es so wichtig, dass sie bei den Entscheidungen auf kommunaler Ebene beteiligt sind. Denn gerade hier würden viele Entscheidungen getroffen, die das Leben der Familien im Alltag betreffen – etwa wenn es um Kindertagesstätten, Freibäder oder den öffentlichen Nahverkehr gehe. All diese Themen brauchten die Sichtweise von Frauen und Männern.

Eine Verbesserung der Situation sieht von Woedtke vor allem bei den Parteien, die mit Quotenbeschlüssen arbeiteten – die zum Beispiel Redebeiträge von Männer nur zulassen, wenn sich auch eine Frau meldet. Insgesamt gebe es mittlerweile aber ein größeres Bewusstsein für das Problem mangelnder Frauenbeteiligung. Mit Blick auf die Kommunalwahlen ist das Mentoring-Programm „Frau.Macht.Demokratie“ am 1. März 2019 an den Start gegangen, um den Frauenanteil in der Politik zu erhöhen.