Helmstedt. Lokale Veranstaltungen zum Weltfrauentag können nicht stattfinden. Die Forderungen des Helmstedter Arbeitskreises sind umso prägnanter.

Normalerweise ist der 8. März ein Tag, an dem das Thema Gleichberechtigung groß geschrieben wird, sei es bei Vorträgen, kulturellen Veranstaltungen oder auch öffentlichen Demonstrationen. In diesem Jahr ist alles anders, nichts von dem ist möglich. Dabei dient der Weltfrauentag seit mehr als 100 Jahren der Erinnerung an den weltweiten Kampf für gleiche Rechte und gegen die Diskriminierung von Frauen.

Der Landkreis Helmstedt würdigt in Pressemitteilungen und auf seiner Webseite das Engagement vieler Vertreterinnen aus Politik, Verwaltung und Wohlfahrtsverbänden, die sich seit einigen Jahren lokal zu einem Arbeitskreis Weltfrauentag zusammengeschlossen haben. Und auch dieser Interessenverband muss konstatieren: „Fast jeder Bereich unseres Lebens ist von strengen Vorgaben und von Kontaktbeschränkungen betroffen, leider gilt das auch für die Veranstaltungen zur Feier des Weltfrauentages 2021.“

Defizite nun offensichtlich

Oft scheint es, dass in Deutschland die Gleichberechtigung der Geschlechter schon erreicht wäre, aber die Corona-Pandemie macht die vorhandenen frauenpolitischen Defizite wie im Brennglas sichtbar, heißt es in dem Schreiben des Arbeitskreises. Die schon vor der Corona-Krise schwierige Vereinbarkeit der unterschiedlichen Lebensbereiche von Frauen werde bei geschlossenen Schulen und Kindergärten zur Belastungsprobe für viele Beziehungen. Alleinerziehende würden vor Herausforderungen gestellt, die sich kaum bewältigen lassen.

Es sind vor allem Frauen (zirka 76 Prozent), die in den nun als unverzichtbar geltenden Berufen wie der Pflege oder dem Einzelhandel arbeiten. Und gerade diese Frauen, die schon vor der Pandemie einer Teilzeitbeschäftigung oder einem Minijob nachgingen, fallen jetzt unter die Bedürftigkeitsschwelle.

Bei Kurzarbeit zu kurz gekommen

Und weiter: Die Ungleichbehandlung wird auch bei finanziellen Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes durch Arbeitgeber sichtbar. So erhielten 46 Prozent der Männer in Kurzarbeit eine Aufstockung aus dem Betrieb, aber nur 36 Prozent der Frauen.

Der Arbeitskreis Weltfrauentag des Landkreises Helmstedt sieht es deshalb als unumgänglich an, dass die Folgen der Pandemie geschlechtergerecht ausgewertet werden, dass Gender-Budgeting für Rettungspakete und Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung berücksichtigt werden, eine finanzielle und soziale Neubewertung systemrelevanter Berufe erfolgt sowie krisenresistente Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Menschen geschaffen werden.

Film-Challenge entschieden

Pünktlich zum 8. März steht das Ergebnis der Film-Challenge, zu der die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen im Landkreis Helmstedt im Februar aufgerufen hat, fest. Mit einem knappen Vorsprung von zwei Stimmen auf die britische Tragikomödie „Die Misswahl – Der Beginn einer Revolution“ machte die von Nicole Zabel und Christine M. Kaiser favorisierte Filmkomödie „Die perfekte Kandidatin“ (2019) das Rennen. Sie wird bei der nächst-möglichen Kino-Matinee in den Kammerlichtspielen in Königslutter gezeigt werden, worüber sich auch die drei Gewinnerinnen der Kinogutscheine, Claudia Fricke, Renate Hartwig sowie Anne Wendland freuen.

Passend zum „Superwahljahr“ 2021, in dem im September in Niedersachsen auch Kommunalwahlen stattfinden, geht es in dem Film der vielfach ausgezeichneten saudi-arabischen Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Haifaa Al Mansour um die junge saudische Ärztin Maryam, die mutig gegen den alltäglichen Sexismus an ihrem Arbeitsplatz ebenso wie die unzumutbaren Bedingungen rund um das Krankenhaus kämpft. Um beidem ein Ende zu bereiten, tritt sie bei der anstehenden Kommunalwahl als Kandidatin für den Gemeinderat an.