Göttingen. Reißt Göttingen die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen, müssen die Bewohner mit neuen Corona-Einschränkungen rechnen.

In Göttingen drohen den Menschen wegen des großen Corona-Ausbruchs weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Richtwert dafür dürfte sein, ob die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen den Wert von 50 überschreitet.

Nach Angaben des Landes vom Montag, 13 Uhr, lag der Wert bei 42,7. In Göttingen stehen aber noch Ergebnisse eines Massentests unter den Bewohnern eines Hochhauskomplexes aus. Diese werden für die kommenden Tage erwartet.

Was bedeutet es, wenn Göttingen die 50er-Schwelle reißt?

Einer Vereinbarung von Bund und Ländern von Anfang Mai folgend, hat die Stadt für diesen Fall weitere Einschränkungen angekündigt – ohne konkret zu werden. Niedersachsens Krisenstab hatte bisher allerdings betont, dass das Land in Abstimmung mit den Kommunen schon bei niedrigeren Werten eingreifen würde, um lokale Infektionsherde einzudämmen.

Bei etwa 30 bis 35 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner sollte es soweit sein. In diesem Bereich bewegte sich Göttingen schon in den vergangenen Tagen. Einschränkungen für alle sollte es aber nur geben, wenn der Ausbruch nicht klar begrenzt ist. Das traf nach bisheriger Einschätzung des Krisenstabs auf Göttingen nicht zu.

Was ändert sich jetzt?

Über die drohenden Einschränkungen schweigt sich die Stadt bisher aus. Offen ist zum Beispiel die Frage, ob schon erfolgte Lockerungen zurückgenommen werden sollen. Schon am Sonntag wurde entschieden, dass die Schulen doch noch mindestens in dieser Woche geschlossen bleiben, ebenso wie zwei Kindertagesstätten.

Drohen auch landesweite Einschränkungen in Niedersachsen?

Bisher nicht. Bund und Länder hatten sich gerade deshalb auf den Notfallmechanismus mit der Schwelle von 50 Neuinfektionen verständigt, um regional gezielter auf neue Ausbrüche reagieren zu können und flächendeckende Einschränkungen zu vermeiden.

Erst am Donnerstag hatte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) zudem betont, das Infektionsgeschehen in Niedersachsen sei „über das ganze Land betrachtet weiterhin ruhig“. Die vierte Stufe der Lockerungen trat daher am Montag wie geplant in Kraft.

Ist Göttingen die erste Stadt, die einen neuen Corona-Ausbruch in dieser Größenordnung erlebt?

Nein. Erst vor wenigen Tagen hatte auch Bremerhaven mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gemeldet. Der dortige Ausbruch steht im Zusammenhang mit einer freikirchlichen Gemeinde, in der sich rund 100 Menschen infiziert haben. Eine Grundschule wurde daraufhin geschlossen, außerdem wurden weitere Lockerungen an den Schulen ausgesetzt. Bereits erfolgte Lockerungen wurden nicht zurückgenommen.

Anfang Juni hatte auch der Kreis Sonneberg in Thüringen nach einem Ausbruch in einem Pflegeheim über der 50er-Marke gelegen und daraufhin Hilfe von der Bundeswehr erhalten. Mittlerweile liegt Sonneberg wieder deutlich unter der Schwelle.

Wie ist die aktuelle Lage deutschlandweit?

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) weisen lediglich vier Kommunen derzeit einen Wert von mehr als 25 für die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen aus. Neben Göttingen, Bremerhaven und dem benachbarten Landkreis Cuxhaven ist das der Landkreis Coburg in Bayern. Im Vergleich zum Vortag wurden dem RKI am Montag bundesweit 214 neue Infektionen gemeldet. dpa