Hannover. Die Afrikanische Schweinepest kommt Deutschland immer näher. Ein Ausbruch in Deutschland hätte schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Bauern.

Angesichts der immer näher rückenden Afrikanischen Schweinepest bereiten sich Landwirte und Behörden in Deutschland und Niedersachsen auf den Ernstfall vor. „Anspannung – ja, aber bei uns herrscht alles andere als Panik“, sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in Damme, Torsten Staack. Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Belgien im vergangenen Jahr ist vor wenigen Tagen die für Tiere hochansteckende Krankheit in Polen unweit der deutschen Grenze festgestellt worden. Im Falle eines Ausbruchs drohen der deutschen Landwirtschaft Millionenverluste. Gegen Ausfälle absichern können sich Landwirte nur zum Teil.

Die Sicherheitsvorkehrungen bei den professionellen Schweinehaltern sind streng, und auch die Behörden in den einzelnen Landkreisen bereiten sich mit Übungen auf den Ausbruch der Krankheit in Deutschland vor. „Das zeigt, welch große Bedeutung wir dem Ganzen zumessen“, sagte Staack.

Afrikanische Schweinepest: Problematisch sind die Wildschweinbestände

Dabei gilt die Sorge nicht der Gesundheit der Hausschweine, die wegen der Stallhaltung aus Expertensicht gut gegen eine Ansteckung geschützt sind. Problematisch sind die Wildschweinbestände. Denn auch ein Krankheitsausbruch unter Wildschweinen hätte für die deutschen Landwirte und die Fleischwirtschaft gravierende Folgen, weil der Export in Länder außerhalb der EU abrupt zum Erliegen kommen würde.

Innerhalb der Europäischen Union wäre dagegen weiterhin Handel möglich, weil die Länder in Zonen aufgeteilt sind. Nur für direkt betroffene Regionen würden die Behörden Transportverbote verhängen. Aber ein an der Schweinepest verendetes Wildschwein in Brandenburg hätte keine Handelsverbote für Landwirte in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen zur Folge, wenn es um Exporte in EU-Länder geht.

Ganz anders sähe es bei Ausfuhren in Nicht-EU-Länder aus. Wichtigster Abnehmer ist China, das selber unter einer ASP-Epidemie leidet. Wegen des Handelskonflikts mit den USA greift China nach Schweinefleisch aus Europa. Davon haben in den vergangenen Monaten die deutschen Schweinemäster profitiert: Der Durchschnittsschlachtpreis stieg nach ISN-Angaben von 1,50 Euro im vergangenen Jahr auf 1,80 Euro pro Kilo in diesem Jahr. „Wenn hier die Afrikanische Schweinepest ausbrechen würde, wäre dieser Markt sofort zu“, sagte Staack.

Möglicher Schaden für die deutsche Fleischwirtschaft lässt sich nicht beziffern

Das ergebe sich aus den derzeit geltenden Handelsabkommen, die mit China geschlossen wurden, sagte Landvolk-Sprecherin Gabi von der Brelie. „Dummerweise greifen diese Vereinbarungen auch, wenn ASP nur bei Wildschweinen ausgebrochen ist.“

Wie hoch der Schaden für die hiesige Fleischwirtschaft wäre, lasse sich derzeit nicht beziffern, sagte Staack. Wie sich die Märkte in diesem Fall verschieben könnten, sei nicht abzuschätzen. Er halte es für möglich, dass die Chinesen dennoch deutsches Schweinefleisch kaufen würden, wenn die Krankheit nur bei Wildschweinen auftrete. Das erfordere aber Verhandlungen und teure Tests: Landwirte müssten nachweisen, dass ihre Tiere gesund seien.

Niedersachsen hat sich mit Zäunen gerüstet

Dass Zäune, wie sie an der Grenze Dänemarks aufgestellt wurden, die Einschleppung verhindern, bezweifeln Experten. Der Zaun sei eher ein Signal Dänemarks an seine Handelspartner, sagte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts, Elke Reinking: „Wenn Schweine dadurch wollen, dann kommen sie auch da drüber oder drunter.“

Sinnvoll seien Zäune im Falle der Eindämmung der Krankheit. „Das hat man in Tschechien und auch in Belgien gemacht, und das gilt im Moment als Blaupause, wie man die Krankheit unter Wildschweinbeständen in den Griff kriegen kann“, sagte Reinking. Duftstoffe hielten die kranken Tiere zudem davon ab, den Zaun zu überwinden. Auch Niedersachsen hatte spezielle Zäune beschafft. dpa