Zwei Jahre kontrolliert Fahren üben und Hilfestellung bekommen – besser könnte es für junge Autofahrer gar nicht sein. „Mit 16 hat man noch zu viele Flausen im Kopf“, wird gern in der Debatte um begleitetes Fahren ab 16 gesagt – mit 18 sind Jugendliche aber auch noch jung und unerfahrene Autofahrer, dürfen aber nach wenigen Fahrstunden alleine los – ohne Routine. Warum also nicht dafür sorgen, dass sie schon zwei Jahre Erfahrung hinterm Steuer haben, bevor sie endgültig alleine Auto fahren dürfen? Routine sorgt für mehr Sicherheit, die auch da ist, wenn viele junge Menschen gemeinsam im Wagen sitzen, lachen, singen und vielleicht auch mal schneller fahren als erlaubt.

Junge Fahranfänger gehören laut statistischem Bundesamt zu den Verkehrsteilnehmern mit dem höchsten Unfallrisiko. Laut einer Studie von 2016 starben 232 junge Menschen bei Unfällen ohne Fremdeinfluss, also ohne die Beteiligung eines weiteren Fahrzeugs. Vielleicht hätten einiger dieser jungen Fahrer überlebt, wenn sie mehr Fahrpraxis gehabt hätten. Ob ein Tier auf der Fahrbahn, ein Defekt am Fahrzeug oder überhöhte Geschwindigkeit – zwei Jahre begleitetes Fahren zusätzlich zu Fahrstunden und Prüfung bereiten besser auf gefährliche Situationen vor als gerade einmal zwanzig bis dreißig Stunden in der Fahrschule. Fünf bis sieben Stunden davon verbringen Schüler mit dem Fahrlehrer auf der Landstraße – diese Pflichtstunden auf Landstraßen sollen ausreichen, um den Führerschein erwerben zu dürfen. Bei welchen Wetterverhältnissen sie absolviert werden, lässt sich natürlich nicht regeln.

Das Wetter während der Fahrstunden war vielleicht immer gut, die Stunden wurden im Sommer genommen. Aber wie verhält sich ein Auto bei Schnee und Eis? Die Fahrschulwagen sind modern und gut ausgestattet – der eigene Wagen vielleicht nicht. In den wenigen Pflichtstunden kann die Fahrschule ihre Lehrlinge nicht auf alle Situationen vorbereiten.

Beim begleiteten Fahren sitzt nicht nur ein erfahrener Autofahrer (mindestens 30 Jahre alt, mindestens seit fünf Jahren dauerhaft in Besitz des Führerscheins und nicht mehr als einen Punkt in Flensburg) neben den Neulingen, sie lernen im besten Fall auch den Wagen kennen, mit dem sie ab 18 alleine fahren dürfen und können besser einschätzen, wie sie in Situationen reagieren müssen. Wenn das Fahren mit 16 langfristig dafür sorgt, dass weniger junge Menschen tödlich mit dem Auto verunglücken, weil sie sicherer fahren, weil sie mehr Erfahrung haben und weil sie sich und ihr Auto besser einschätzen können, dann sollten zwei Jahre begleitetes Fahren nach der Prüfung Pflicht für jeden Anfänger werden.