In sozialen Netzwerken teilen viele Menschen eine Online-Petition gegen die AfD. Die Petition ist wie ein offener Brief formuliert und beginnt so: „Sehr geehrte AfD, wir sind die 87 Prozent, die euch nicht gewählt haben.“ Die Initiatoren machen darauf aufmerksam, dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen nicht die selbsternannte Alternative gewählt hat.

Es ist richtig und wichtig, das zu betonen. Das gilt vor allem angesichts von Äußerungen wie denen des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland. „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen“, sagte er am Wahlabend vor Anhängern seiner Partei. Unser Land? Unser Volk? Da ging die Fantasie mit dem greisen AfD-Granden Gauland durch. Richtig ist, dass seine Partei einen sehr achtbaren Erfolg erzielt hat. Von Verhältnissen, bei denen die AfD in Anspruch nehmen könnte, eine Mehrheit der Deutschen zu vertreten, sind wir aber weit entfernt. Zum Glück.

Denn bei der AfD handelt es sich eben nicht um eine Partei wie jede andere. Sie hat kein Problem mit einzelnen Mitgliedern aus der zweiten oder dritten Reihe, die problematische Positionen vertreten. Vielmehr überschreiten ihre Spitzenvertreter – namentlich Gauland – mit ihren Provokationen gezielt die Grenzen dessen, was in einer liberalen Demokratie akzeptabel ist. Sie verfolgen damit zwei Ziele. Erstens: diese Grenzen dauerhaft zu verschieben und so das Wesen unserer Demokratie zu verändern. Zweitens: Menschen mit radikalen, demokratiefeindlichen Positionen anzusprechen und für ihre Partei zu gewinnen – sei es als Wähler oder als Mitglied. Problematische, mit der Demokratie schwer vereinbare Positionen, die mehr Bedrohung als Alternative sind, sind daher bei der AfD quasi systemimmanent. Das unterscheidet die Partei ganz grundlegend von den übrigen Parteien, die von 87 Prozent der Wähler gewählt wurden.

Mit einer Petition auf diese Mehrheitsverhältnisse hinzuweisen, ist deshalb legitim. Und vielleicht hilft es ja auch, unsere Demokratie vor Gaulands Macht-Fantasien zu schützen.