„Etwas befremdlich wirkt, dass Niedersachsen bei selbst zu treffenden Entscheidungen eben keine Eile sieht.“

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, heißt es. Der Politik wird dies angesichts der enormen Herausforderungen von Krieg, Klimakrise und wirtschaftlicher Transformation mehr denn je empfohlen. Der nun nach Berlin entschwindende Boris Pistorius hat das offenbar erkannt. Mit der Ankündigung, zwei Löschflugzeuge anzuschaffen, will Niedersachsen künftig nicht nur flexibler auf Notlagen wie am Brocken reagieren, sondern signalisiert auch, dass die Investition in den Brand- und Katastrophenschutz nötig ist, will man Gefahren vom Volk abwenden. Man kann sich eben nicht immer auf die Schützenhilfe anderer verlassen, sondern muss bereit sein, seinen eigenen Anteil aufzustocken. Dabei geht es nicht immer ums Geld, sondern auch ums Material. Pistorius wird künftig als Verteidigungsminister noch des Öfteren davon hören.

Etwas befremdlich wirkt, dass Niedersachsen bei selbst zu treffenden Entscheidungen eben keine Eile sieht. Dabei sollen die Löschflieger ja nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag über den Wäldern kreisen, sondern spätestens im Sommer – sollten es die Brandlagen notwendig machen. Der verheerende Eindruck ist aber: Hannover wartet erst auf die großzügige Zusage von Fördermitteln aus Brüssel, bevor Nägel mit Köpfen gemacht werden. Mit welchen Flugzeugen soll geflogen werden, wo sollen diese stationiert werden, wer stellt in Notlagen das Personal? Alles sei noch in der Schwebe oder nicht spruchreif, heißt es dann. Der Verweis auf abgestimmte Verfahren innerhalb der EU darf aber nicht als Vorwand dienen, im Weiter-so zu verharren statt etwas Neues zu wagen.

Deutschland habe kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsdefizit, heißt es in diesen Tagen fast schon inflationär. Diesen Eindruck kann man bei der Löschflugzeug-Frage leider auch gewinnen. Das Dumme ist nur, dass kein Waldbrand auf diesen Umstand Rücksicht nehmen wird.