„Welche Gefahr sollte die dauergetestete, fast durchgeimpfte olympische Familie in ihrer Hygieneblase für die Japaner darstellen?“

Unkenrufe und Ätzkritik gehören im Vorfeld olympischer Spiele praktisch dazu. Und diesmal kommt zur berechtigten Diskussion um Selbstherrlichkeit, Machtstreben und Geldgier der IOC-Oberen noch die Pandemie-Frage hinzu: Hätten die wegen Corona um ein Jahr verschobenen Tokio-Spiele ganz abgesagt werden müssen?

Doch das hätte nicht nur Milliarden gekostet, es hätte vor allem den Hauptdarstellern geschadet. Die Athleten, die nun schon fünf Jahre auf ihren Lebenstraum hingearbeitet und dafür viele Entbehrungen in Kauf genommen haben, wären vor den Kopf und in ein tiefes Loch gestoßen worden.

Die Völkerverständigungsparty und der Applaus werden fehlen

So ist es gut, dass die Spiele nun beginnen – bis zum Beweis des Gegenteils. Denn was hätte man mit einer Absage gewonnen? Die Welt muss vorerst mit dem Virus leben. Viele Japaner sorgen sich um ihre Gesundheit. Doch welche Gefahr sollte die dauergetestete, fast durchgeimpfte olympische Familie in ihrer Hygieneblase für sie darstellen?

Natürlich wird viel fehlen bei diesen Spielen. Vor allem die Völkerverständigungsparty der Fans aus aller Welt und ihr Applaus für die Sportler. Es werden garantiert nicht die vielzitierten „best games ever“.

Trotz der Widrigkeiten große Vorfreude bei den Athleten

Aber was nicht fehlen wird, sind die Emotionen. Fast alle Athleten, die in diesen Tagen hartnäckig und kritisch befragt werden, reden nicht über Ängste und Abstriche, die sie machen müssen. Sie fiebern mit riesiger Vorfreude ihren Wettkämpfen entgegen. Sie schwärmen davon, am Ziel vieler Träume zu sein, spüren trotz strenger Abstandsregeln im Athletendorf Gemeinschaft und den olympischen Geist.

Und so könnte dieses anormale Großevent bei allen Einschränkungen sogar mal das leisten, was immer gefordert wird: Die Spiele sollen den Athleten gehören. In Tokio haben sie das Event fast für sich und werden – wie Sportler es ja gelernt haben – das Beste daraus machen.