„Gefordert sind Spezialwissen, Hartnäckigkeit, Ressourcen und Aufklärungswille. Doch an der nötigen politischen Rückendeckung mangelte es zu lange.“

Wildwest in Braunschweig: Mit der Schießerei auf offener Straße war auch eine Botschaft verbunden, wie sie für Clan-Kriminalität typisch ist. Die Beteiligten setzen sich demonstrativ über Recht und Gesetz hinweg. Der öffentliche Raum wird zur Bühne einer Parallelgesellschaft.

Dass sich Clan-Strukturen auch in Niedersachsen ausbreiten konnten, hat mehrere Gründe. Der wichtigste: Die kulturell-sprachlich tendenziell abgeschotteten Strukturen sind schwerer zu knacken. Gefordert sind Spezialwissen, Hartnäckigkeit, Ressourcen und Aufklärungswille. Doch an der nötigen politischen Rückendeckung mangelte es zu lange. Dabei helfen weder Beschwichtigung noch Stigmatisierung: Clan-Kriminalität ist organisierte Kriminalität mit teilweise mafiösen Strukturen. Wer ihr Ausbreiten nicht stoppt, ist perspektivisch ihr Opfer. Clan heißt aber nicht automatisch kriminell. Ein polizeibekannter Familienname macht noch lange nicht zum Täter. Und die Gesellschaft muss stark genug sein, auch Brücken zurück zu bauen, wo das möglich ist.

Dass es mit dem Beschreiben von Problemlagen und „Null Toleranz“- Parolen nicht getan ist, hat die Landespolitik immerhin erkannt. Innen- und Justizministerium setzen auf Spezialisierung. Sie haben ihre Anstrengungen verstärkt und jeweils gebündelt. Nun ist ein langer Atem nötig,um die Clans zu stoppen.