Da waren die Behörden in den USA dramatisch schneller, das hat nicht zu unrecht Kritik an dem zähen Vorgehen in Deutschland ausgelöst.

Fünfeinhalb Jahre sind eine halbe Ewigkeit. So lange liegt es zurück, dass der VW-Abgas-Betrug öffentlich wurde; so lange hat es gedauert, bis der VW-Aufsichtsrat seine internen Ermittlungen beendet hat. Nun wird von Ex-Vorständen Schadenersatz verlangt – das Wort Betrug fiel aber nicht.

Da waren die Behörden in den USA dramatisch schneller, das hat nicht zu unrecht Kritik an dem zähen Vorgehen in Deutschland ausgelöst. Zwar laufen hierzulande längst zivilrechtliche Verfahren und sind zum Teil höchstrichterlich entschieden. Die strafrechtliche Aufarbeitung des Abgas-Betrugs braucht dagegen länger. Ein Verfahren gegen Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn soll im September in Braunschweig anlaufen. Bis das finale Urteil ergeht, wird es wohl ebenfalls Jahre dauern.

Ganz ohne Zweifel muss Gründlichkeit vor Tempo gehen. Dennoch bleibt die Frage, ob die Ermittlungen des VW-Aufsichtsrats und auch die der Staatsanwaltschaft nicht schneller hätten abgeschlossen werden müssen.

Dafür gibt es gewichtige Gründe: VW wird nicht müde, die enge Verbundenheit mit den Kunden zu betonen und das Ansinnen, sie enger zu binden. Diese Strategie muss den Umgang mit unangenehmen Themen beinhalten. Transparenz und Tempo können von Anbeginn den Verdacht des Verschleppens ersticken. An dieser Stelle gibt es deutlichen Nachholbedarf.

Das gilt auch für die staatlichen Ermittler und Gerichte, deren Kunden im erweiterten Sinn die Bürger sind. Überlange Verfahren nähren ebenfalls den Verdacht des Verschleppens und das Vorurteil „die Kleinen werden gehängt, die Großen lässt man laufen“. In diesem Punkt könnten die USA mit ihrem Tempo Vorbild sein. Dem Vertrauen der Bürger in den Staat wäre ein solches Vorgehen nur dienlich. Auch in diesem Punkt ist Deutschland zu langsam.