“Was den privilegierten Piks in den Oberarm zum Stich ins Herz der Allgemeinheit werden lässt, ist der klammheimliche Umgang mit der Bevorzugung.“

Die Debatte um die Impfreihenfolge schlägt in Deutschland einen weiteren Haken. So häufen sich Fälle, in denen kommunale Spitzenpolitiker, aber auch leitendes Klinik-Personal sich frühzeitig impfen lassen – trotz der Knappheit an Impfstoff und ungeachtet der Fragen, ob sie in direktem Kontakt mit Infizierten und zu schützenden Risikogruppen stehen oder ob sie mit Blick auf die Kriterien der Ständigen Impfkommission überhaupt an der Reihe sind.

Auch der Peiner Landrat Franz Einhaus und der Erste Kreisrat Henning Heiß handelten offenbar nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Vorbilder dafür hatten sie reichlich, was die Sache nicht besser macht. Dennoch muss die Frage gestattet sein: Reagieren wir hier über? Gibt es nicht auch gute Argumente zu sagen, Politiker, die vor Ort den Laden im Griff halten müssen, sollten bevorzugt behandelt werden, weil sie natürlich systemrelevant sind und von ihnen Entscheidungen von Tag eins der Pandemie abverlangt worden waren?

Erschütternd ist etwas anderes. Was den privilegierten Piks in den Oberarm zum Stich ins Herz der Allgemeinheit werden lässt, ist der klammheimliche Umgang mit der offensichtlichen Bevorzugung. Die Pandemie ist herausfordernd für die Bürger und ein gewaltiger Stresstest für die Demokratie. Wir sollten alles tun, diesen Test zu bestehen. Diese Aktionen helfen dabei nicht.