„Der Aufschrei der deutschen Athletenvertreter ist verständlich. Normalerweise sollten Wiederholungstäter härter bestraft werden, nicht milder.“

Eine klare Linie gegen Dopingbetrug mit aller Härte auf allen Ebenen durchzuziehen, schafft der Weltsport leider weiterhin nicht. Sein internationales Schiedsgericht Cas hat die Verbannungsstrafe für Russland wegen des systematischen Staatsdopings und dessen Vertuschung von vier auf zwei Jahre verwässert. Zudem wurden im Kleingedruckten noch eine Menge weiterer Zugeständnisse gemacht, die die Wucht der ursprünglich verhängten Sanktionen abmildern. Für die Russen dürften sich genügend Wege eröffnen, um trotz des Banns bei Olympia und den Weltmeisterschaften bis 2022 präsent zu sein und die Bestrafung ad absurdum zu führen.

Der Aufschrei der deutschen Athletenvertreter ist verständlich. Denn normalerweise sollten Wiederholungstäter doch härter bestraft werden und nicht milder.

Es geht bei diesem Urteil ja nicht um den eigentlichen Skandal bei den Winterspielen 2014 in Sotschi, als im Rahmen systematischen Staatsdopings unter anderem mit Hilfe von Geheimdiensten Proben ausgetauscht wurden. Sondern die Russen haben auch danach, bei der Aufarbeitung des Betrugs, nicht etwa kooperiert und geläutert neue Strukturen aufgebaut. Stattdessen wurde weiter manipuliert, bis Anfang 2019 aufflog, dass 15.000 Dateien an das Kontrolllabor gelöscht worden waren, um gedopte Athleten zu schützen.

Nun heißt es vom Cas, die Strafe sei halbiert worden, um einen Kulturwandel bei der nächsten Generation russischer Sportler herbeizuführen. Ausgerechnet jetzt, wo wegen der Pandemie das internationale Doping-Kontrollsystem lahmgelegt ist, ist das ein falsches Signal zum falschen Zeitpunkt.