„Der Kulturentwicklungsplan für Braunschweig ist noch wenig konkret, wirft aber Fragen auf.“

Würde man in einer deutschen Großstadt eine Straßenumfrage darüber machen, was diese Stadt unbedingt braucht, würde vielleicht nicht jeder Bürger sofort emphatisch ausrufen: „Einen Kulturentwicklungsplan natürlich!“ Dennoch: Solche Pläne liegen im Trend. Bedeutende Kulturstädte wie Augsburg, Düsseldorf oder Potsdam haben sich von Patrick Föhl schon einen erstellen lassen. Nun auch Braunschweig. Der Prozess hat gerade erst begonnen.

Partizipativ soll er sein. Das ist ein schickes Wort für: Alle sollen mitmachen. Der Brei soll von möglichst vielen Köchen angerührt werden. Man kann Föhl schon dafür bewundern, dass er das alles mit Elan in Angriff nimmt: all die Befragungen und Workshops, das große Palaver im Beirat. Nun gut, wenn am Ende spürbar mehr Power für die Kultur und damit auch für die Stadt herauskommt, soll’s ja gut sein. Wir werden das Projekt mit skeptischer Sympathie begleiten. Noch ist es wenig konkret. Fragen seien aber erlaubt. Warum werden Vernetzung und Kommunikation so betont, wo die meisten Kulturschaffenden sich seit Jahren kennen? Führt die Einführung politisch korrekter, außerkünstlerischer Kriterien tatsächlich zu mehr Qualität und zum Ende des „Hauens und Stechens“ (Föhl) bei der Vergabe von Fördermitteln? Welche Art von Umverteilung schwebt Föhl vor, wenn er generell von „mehr als einseitiger Kulturförderung“ spricht und damit ja nur jene 80 Prozent der Kulturmittel meinen kann, welche für die großen Institutionen fest verplant sind?