„Es wirkt so, als ob der Nutzfahrzeug-Hersteller einige Entwicklungen verschlafen hat.“

Drei Jahre gibt sich der Lastwagenbauer MAN Zeit, um an seinen deutschen und österreichischen Standorten fast jede zweite Stelle zu streichen – und die Rendite mehr als zu verdoppeln. Die Anleger der seit 2019 börsennotierten Mutter-Gesellschaft Traton freut’s. Die Arbeitnehmervertreter treibt es auf die Barrikaden. Sie werfen dem Vorstand des Tochterunternehmens von VW Konzeptlosigkeit vor und schwere Managementfehler in der Vergangenheit.

Damit haben sie nicht ganz Unrecht. So wurde zum Beispiel das bis 2016 Lkw-bauende Werk in Salzgitter zwar zu einem Teilehersteller und -lieferanten umgebaut, aber Komponenten werden auch noch in München und Nürnberg hergestellt. Stringent ist das nicht.

Es wirkt tatsächlich so, als ob der Nutzfahrzeug-Hersteller einige Entwicklungen verschlafen hat, und nun, getrieben von dem Corona-Einbruch, mit aller Gewalt die Methode Rasenmäher fährt. In Österreich steht immerhin die Schließung eines ganzen Werks mit 2200 Mitarbeitern zur Debatte.

Die Arbeitnehmer fragen zurecht, wie sie bei solchen Hauruck-Entscheidungen noch auf Standortvereinbarungen und Verträge zur Beschäftigungssicherung vertrauen sollen. Sie fordern, dass MAN betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Das Unternehmen wird sicher alles daran setzen, Stellen sozialverträglich abzubauen – allein aus Imagegründen.

Dennoch: Es werden nun schwere Verhandlungen auf die Betriebsräte zukommen – und unsicher Zeiten für die Beschäftigten.