„Die heile Welt gibt es also auch bei der Polizei nicht.“

Politisch ist es ein ziemlicher Eiertanz, den die SPD-Vorsitzende Saskia Esken da lostrat. Mit Blick auf die Polizeigewalt in den USA nahm Esken auch die deutsche Polizei in den Blick – und nahm sie trotz einer gänzlich anderen Kultur und Ausbildung ein Stück weit auch in Mithaftung. Das wirkte so, als wolle die SPD-Linke Esken vor allem ein altes Feindbild nutzen, um mit Rassismus-Verdacht populistisch Punkte zu machen. Doch Deutschlands Polizei pauschal in die Rassisten-Ecke zu stecken, wäre abwegig.

Doch ganz vom Tisch wischen lässt sich das Thema nicht. Zum einen gibt es durchaus eine gewisse Bandbreite in den Länderpolizeien und Einheiten – etwa beim Vorgehen gegen Demonstranten in Großlagen. Dabei spielt auch der große Druck eine Rolle, unter dem die Beamten vielfach stehen. Doch solche, die gern mal zulangen, gibt es auch. Bürger sind in Streitfällen außerdem in einer eher schwachen Position: Den Polizisten wird im Zweifel mehr geglaubt. Es kam zu zweifelhaften Todesfällen in Polizeizellen, es gibt Polizeigewalt.

Die heile Welt gibt es also auch bei der Polizei nicht. Alles spricht dafür, dass sich die grundlegenden Einstellungen einer Gesellschaft auch in der Polizei abbilden. Und wer da nicht hinschaut, muss sich am Ende über extremistische Netzwerke nicht wundern. Wissenschaftliche Studien können helfen, die Diskussion zu versachlichen. Und Probleme anzugehen. Und das beileibe nicht nur in der Polizei, sondern in der gesamten Gesellschaft.