Entscheidend sind andere Faktoren. Kleine Gruppen, motivierte Fachkräfte, wenig Unterrichtsausfall, gutes Essen.

Die Ganztagsschule ist das Wundermittel der Politik. Gehen erst mal alle Kinder in die Ganztagsschule, wird alles gut, glauben viele. Genauer: So wollen es viele glauben. Eltern können endlich Job und Familie unter einen Hut bringen. Alleinerziehende können Geld verdienen, sind nicht auf staatliche Hilfen angewiesen und müssen keine Angst vor Altersarmut haben. Kinder aus bildungsfernen Familien werden endlich solide gefördert, Kinder aus Zuwandererfamilien werden im Handumdrehen integriert. Klingt super? Klar. Hat aber wenig mit dem Alltag zu tun.

Dort, wo Ganztagsschulen längst die Regel sind, wissen Eltern und Lehrer, dass das Wundermittel zwar etwas mehr zeitlichen Spielraum für berufstätige Eltern schafft – darüber hinaus aber oft zu wenig bewirkt. Weil nicht allein die Länge des Schultages entscheidend ist für bessere Bildung und echte Entlastung der Eltern. Entscheidend sind andere Faktoren. Kleine Gruppen, motivierte Fachkräfte, wenig Unterrichtsausfall, gutes Essen.

Grundsätzlich gilt: Die Ganztagsschule kann viel erreichen – aber nur dann, wenn sie mehr ist als vormittags Schule und nachmittags betreutes Herumlungern. Doch das alles kostet Geld . Zumal dann, wenn ab 2025 sämtliche Kinder im Grundschulalter einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz bekommen sollen.

Eine neue Studie hat nun ausgerechnet, dass der Staat einen Teil der Kosten für den Ganztagsausbau wieder reinholt – durch die wachsende Erwerbsbeteiligung der Mütter. Doch diese Rechnung hat einen Haken: Sie geht nur auf, wenn es genug Personal für die Nachmittagsbetreuung gibt. Erzieher? Lehrer? Genau. Die fehlen jetzt schon. Bund und Länder müssen deswegen zügig eine Antwort auf die Frage finden, wer den neuen Dienst am Nachmittag übernimmt. Sonst wird das Wundermittel Ganztag so wirksam wie weiße Salbe.