„Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Kranke nicht mehr sterben müssen, weil es zu wenig Spender gibt.“

Es war ein spektakulärer Versuch – aber er ist gescheitert: Gesundheitsminister Jens Spahn wollte im Handumdrehen alle Deutschen über 16 Jahre zu Organspendern erklären. Um die peinlich niedrigen Transplantationszahlen in Deutschland zu erhöhen.

Doch diese „Zumutung“, wie Spahn seinen Vorstoß nennt, war in den Augen der Mehrheit eben nicht zumutbar. Die Bundesbürger werden nicht grundsätzlich zu Organspendern erklärt. In Deutschland gilt auch weiterhin: Wer sich zu Lebzeiten nicht zur Organspende äußert, ist kein Spender. Stattdessen sollen sich willige Spender künftig in ein Register eintragen.

Steht der selbstbewusste Spahn jetzt also als Verlierer da? Keineswegs. Erstens: Deutschland hat so intensiv wie lange nicht mehr über die Organspende diskutiert. Das ist gut.

Zweitens: Spahn ist ein Politikstratege. Er weiß, dass man maximale Forderungen aufstellen muss, um am Ende zumindest ein paar wichtige Änderungen auf den Weg zu bringen. Genauso ist es gekommen: Spahn wollte ein bundesweites Register, indem Ärzte im Ernstfall schnell und zuverlässig sehen können, ob ein Todkranker Organspender sein will oder nicht. Das Register kommt. Spahn wollte auch, dass Ärzte stärker als bisher mit ihren Patienten über die Organspende reden. Auch das wird kommen.

Ob sich am Ende die Spenderzahlen erhöhen, hängt allerdings wesentlich an einem anderen Faktor: Die Abläufe in den Kliniken müssen besser werden, damit der Wille der Organspender überhaupt umgesetzt werden kann.

Die neuen Regelungen dazu gelten seit dem letzten Jahr. Zusammen mit dem jetzt beschlossenen Register stehen die Chancen nicht schlecht, dass Schwerstkranke in Zukunft nicht mehr sterben müssen, weil es zu wenige Spenderorgane gibt.