„Es braucht bei diesem sensiblen Thema den großen Wurf: einheitliche Standards in ganz Deutschland.“

Die Republik steht vor einem großen Dilemma: Die Windenergie, das Rückgrat der Energiewende, findet die große Mehrheit der Deutschen zwar prinzipiell in Ordnung. Sobald aber einer der mittlerweile 200 Meter hohen Windrad-Riesen in der eigenen Nachbarschaft stehen soll, wird das Gezeter immer größer.

Zu laut, zu hoch, zu hässlich: In Deutschland gibt es mittlerweile 1000 Bürgerinitiativen gegen Windparks. Immer häufiger ziehen die Initiativen, ziehen aber auch betroffene Gemeinden vor Gericht. Neben den ohnehin schon langwierigen Genehmigungsverfahren kommen nun auch immer häufiger mehrjährige Klagen hinzu.

In Zeiten der Freitags-Demos gegen den Klimawandel entdecken zwar selbst hartgesottene Konservative wie Markus Söder ihr Herz für den Umweltschutz und die erneuerbaren Energien. Bei genauerem Hinsehen aber zeigt sich: Ihre Sonntagsreden können sie sich besser sparen. In Söders Bayern zum Beispiel wurde im ersten Halbjahr 2019 kein einziges neues Windrad gebaut. Das liegt auch an der im Freistaat völlig überzogenen 10-H-Regelung. Demnach muss der Abstand eines Windrades von Wohnsiedlungen mindestens zehn Mal so weit sein wie die Anlage hoch ist. Dann soll Söder gleich sagen: Wir wollen keine Windenergie.

Die Gemeinden agieren inzwischen viel zu vorsichtig. Sie stellen Dutzende Auflagen, um Klagen von Bürgerinitiativen vorzubeugen. Doch selbst nach dem langwierigen Genehmigungsprozess haben Windparkbauer keine wirkliche Rechtssicherheit.

Es braucht bei diesem sensiblen Thema den großen Wurf: einheitliche Standards in ganz Deutschland. Im Vorfeld müssen Kommunen und Planer auf die Verträglichkeit achten. Was dann politisch beschlossen ist, muss durchgezogen werden. Um die Akzeptanz zu steigern, müssen betroffene Kommunen und Anwohner finanziell an den Erlösen beteiligt werden.