„Wenn Bewohner befragt werden, dann in der Regel drei von 100 oder fünf von 200 – Stichproben, die den Namen nicht verdienen.“

Seit mehr als drei Jahren streiten Politik, Krankenkassen und Experten darüber, wie sich die Qualität von Pflegeheimen besser bewerten lässt. Dass es nun einen spürbaren Fortschritt gibt, ist gut. Dass es so lange gedauert hat, ist ein Skandal. Fast 800.000 Menschen leben in Pflegeheimen. Tausende müssen jedes Jahr mit ihren Angehörigen die Entscheidung treffen, ob sie dort hinziehen. Sie alle brauchen Informationen – und bekommen sie nicht in der Form, die angemessen wäre.

Als vor fast zehn Jahren erstmals die Qualität ambulanter Pflegedienste und stationärer Heime bewertet wurde, wirkte das wie eine große Hilfe. Bald stellte sich jedoch heraus: Alle Heime erhalten Top-Noten. Wenn Bewohner befragt werden, dann in der Regel drei von 100 oder fünf von 200 – Stichproben, die den Namen nicht verdienen. Noten, die für alle Heime gleich sind, sind wertlos. Zudem sind die Berichte des „Pflege-Tüv“ in der bisherigen Form für Laien kaum zu verstehen. Richtig ist, dass die Bewertung von Heimen, vor allem durch halbstaatliche Stellen wie Krankenkassen, heikel ist. Dass die Überarbeitung des Verfahrens aber so lange dauert, liegt auch daran, dass niemand Interesse an zu großer Transparenz hat. Die Heime nicht, weil Missstände aufgedeckt werden könnten. Die Politik nicht, weil klar würde, dass Personalausstattung und Bezahlung oft keine bessere Pflege erlauben.

Gesundheitsminister Jens Spahnmuss die Krankenkassen und ihren Medizinischen Dienst, aber auch die Heimbetreiber noch stärker in die Pflicht nehmen, damit wichtige Projekte wie der Pflege-Tüv nun schnell vorankommen. Und: Die neuen Bewertungen müssen aussagekräftig und mühelos zugänglich sein. Das bedeutet, dass es Internetseiten geben muss, auf denen alle Informationen leicht zu finden sind. Wenn das neue Verfahren nicht akzeptiert und genutzt wird, ist es wertlos.