„Der Brexit ist eine Schnapsidee. Es droht ein Chaos. Noch ist es nicht zu spät. Europa sollte das Land jetzt zum Verbleib einladen.“

Man muss noch einmal an die Anfänge des Brexits erinnern, um zu verstehen, wie sich eine Schnapsidee in ein nationales, möglicherweise sogar internationales Desaster verwandeln konnte. Es war der konservative Politiker David Cameron, der 2013 mit einem EU-Austritt kokettierte. Der britische Premier wollte die Union nicht wirklich verlassen, er wollte aber in Verhandlungen Reformen der Gemeinschaft erwirken und so die Europa-Skeptiker in seiner Partei ruhigstellen. Camerons Plan geriet außer Kontrolle.

Dosis Gift für die angeschlagene Wirtschaft

Es ist ein Drama für die Briten wie für Europa – und es ist ein Drama, das sich jeden Tag weiter zuspitzt. Zwar gelang es Premierministerin Theresa May, das frisch ausgehandelte Abkommen mit Mühe und Not durch ihr Kabinett zu bringen, aber nun rebellieren ihre konservative Partei und der Koalitionspartner. Ob sie die Mehrheit gewinnen, steht zwar noch dahin. Aber allein die Unsicherheit ist eine weitere Dosis Gift für die angeschlagene britische Wirtschaft – die Angst vor einem ungeregelten Brexit wächst, das Pfund verliert an Wert.

Brexit-Befürworter schwächen sich selbst

Europa hat jetzt vielleicht die letzte Chance, die Briten von einem Brexit abzubringen, der nur Verlierer hinterlassen wird. Es ist der Zeitpunkt gekommen, den Briten ein Angebot zu machen, das besser ist als jeder Brexit. Es sollte nicht darum gehen, die Modalitäten des Ausstiegs nachzuverhandeln – sondern die eines Verbleibs. Europa würde nicht Schwäche, sondern Stärke zeigen, wenn es über die Themen spricht, die damals die Gegner Europas stark gemacht hatten: lieber noch einmal über Souveränität, Zuwanderung, Bürokratie, Subsidiarität verhandeln, als sich zu scheiden. Europa kann und muss jetzt das Signal setzen, das die EU-Freunde stark macht. Der Moment ist günstig, denn die Brexit-Befürworter schwächen sich für jeden sichtbar selbst.