“Noch so ein fauler Kompromiss der Regierungsparteien und die AfD braucht nicht mal mehr Plakate zu kleben.“

Ein Kompromiss ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das größte Stück bekommen.“ Diese Weisheit von Ludwig Erhard hat im Streit um die Zukunft des umstrittenen Verfassungsschutzpräsidenten offenbar keine Rolle gespielt. Die Kanzlerin und die SPD-Vorsitzende haben allenfalls unappetitliche Krümel auf dem Teller, das fette Tortenstück hat sich ausgerechnet Horst Seehofer gesichert.

Spätestens der Auftritt des Bundesinnenministers hat klargemacht, wer im jüngsten Ränkespiel der großen Koalition gewonnen hat. Horst Seehofer konnte selbstbewusst die Beförderung seines umstrittenen Mitarbeiters zum Staatssekretär vermelden. Gleichzeitig schickt er den einzigen SPD-Staatssekretär mit 55 Jahren bei vollen Bezügen in die Rente und gibt so der SPD-Chefin noch einen mit. Maaßen hat 2600 Euro mehr im Monat und ist jetzt auch für die Bundespolizei zuständig. Abstrafung wegen Schlechtleistung sieht anders aus. In der CSU sollte man sich nicht zu laut über dieses abgezockte Manöver freuen. Nicht nur in der SPD ist das Entsetzen groß. Die Art und Weise, wie der Streit um Maaßen gelöst wurde, hat am Tag nach dem faulen Berliner Kompromiss eine breite Welle der Entrüstung ausgelöst. Der Bürger versteht die Politik noch weniger und sogar viele, die Maaßens Verfehlung für lässlich hielten, sind total empört über den teuren Kuhhandel.

Es ist das fatale Signal „Du musst nur Mist bauen und schon fällst du die Treppe rauf“, das Millionen Staatsdiener und Angestellte so wütend macht. Es zeigt, wie weit sich die Politik von den normalen Wertmaßstäben der Bürger verabschiedet hat. „Noch zwei Fehltritte und Maaßen ist Bundeskanzler“, twitterte ein Wähler sarkastisch. Man könnte es noch böser formulieren: Noch so ein fauler Kompromiss der Regierungsparteien und die AfD braucht nicht mal mehr Plakate zu kleben.