„Obwohl Millionen an den Konrad-Fonds fließen, ist das kein Eingeständnis der Salzgitteraner.“

Der Konrad-Fonds wurde 2011 als Lastenausgleich für das geplante Atom-Endlager Schacht Konrad in Salzgitter eingerichtet. Das erste Geld floss 2013. Damals war der Jubel groß. Schließlich ist der Konrad-Fonds mit 100 Millionen Euro dotiert. Das Geld wird in Tranchen bis 2043 ausbezahlt. Einen Teil zahlen die Energieversorger, den anderen der Bund.

Schnell gab es schon 2011, spätestens aber 2013 kritische Töne: Es handelt sich um „Blutgeld“, heißt es bis heute. Viele Salzgitteraner wollen das Sühnegeld daher nicht annehmen.

Nun ist Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) ein Coup gelungen. Klingebiel ist auch Chef der Konrad-Stiftungsgesellschaft, die über die Vergabe des Gelds entscheidet. Mit dem Staatssekretär des Bundesumweltministeriums, Jochen Flasbarth, verhandelte er bereits seit Ende 2016 hinter den Kulissen. Das Ergebnis: Obwohl Millionen an den Konrad-Fonds fließen, ist das kein Eingeständnis der Salzgitteraner. Die Stadt plant, gegen die Einlagerung des Atommülls in Schacht Konrad zu klagen. Der Klageweg steht der Stadt Salzgitter weiterhin frei. Das hat sich Klingebiel zusichern lassen. Viele Kritiker dürfte das besänftigen.

Jetzt steht fest: Das Geld steht den Salzgitteranern und auch den Vecheldern und den Lengedern im benachbarten Landkreis Peine zu. Ohne Wenn und Aber. Nun wäre es fast schön töricht, die 100 Millionen Euro nicht anzunehmen – gerade für eine Stadt wie Salzgitter, der es finanziell miserabel geht. Auch das Image ist nicht das Allerbeste. Erinnert sei zum Beispiel daran, dass der Stahl-Stadt als bundesweit erster Stadt ein Zuzugsstopp von Flüchtlingen erteilt werden musste. Der besonders günstige Wohnraum in Salzgitter wirkte wie ein Magnet.

Die Immobilienpreise werden weiter sinken, wenn ab 2027 die ersten Container mit Atommüll per LKW und Zügen in Salzgitter anrollen. Die 100 Millionen reichen nicht aus. Der mittel- und langfristige Schaden dürfte für Salzgitter viel höher liegen. Der Bund hätte die großen vier Energiekonzerne stärker zur Kasse bitten müssen. Diese haben einst immense Gewinne mit der Kernenergie gemacht.