„Feindbilder und Vorurteile helfen ebensowenig wie Tabus“

Der Versuchung, mit einem groben Keil auf Niedersachsens AfD-Fraktion zu hauen, hat Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bei einer großen Parlamentsdebatte zur Sicherheitslage im Land widerstanden. Die AfD hatte eine Anfrage dazu gestellt.

Das war schon deshalb klug, weil die Diskussion über dieAussagekraft der Zahlen in der Kriminalstatistik immer breiter geführt wird. Und weil Niedersachsens Sicherheitsbehörden selbst mit sogenannten Dunkelfeldstudien versuchen, ein umfassenderes Bild von der Kriminalität zu gewinnen. Denn längst nicht jede Straftat wird angezeigt. Sich gegen Horrorszenarios zu wehren, in denen hinter jeder Straßenecke Messerstecher, Kopfabschneider und Vergewaltiger lauern, ist gewiss richtig. Doch mit der Botschaft, Niedersachsen sei so sicher wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist es allenfalls in Wahlkampfreden getan. Und vermutlich nicht einmal da. Bei Cyberkriminalität oder Kinderpornografie im Netz etwa machen Kriminelle teilweise seit langem, was sie wollen – auch weil die rechtlichen Möglichkeiten der deutschen Ermittler begrenzt sind. Vor allem wegen islamistischer Gefährder im Land wird derzeit das Landespolizeigesetz verschärft. Und in einigen Stadtzentren zeigen sich deutliche Ansätze zur Verelendung.

Es bleibt also wahrlich genug zu tun, nicht nur polizeilich, sondern auch präventiv. Feindbilder und Vorurteile helfen dabei ebensowenig wie Tabus.