„Es gibt einen wichtigenUnterschied zwischen Merkel und Trump: Sie gießt kein Öl ins Feuer.“

Es war nicht die größte Sorge von Baschar al-Assad. Seit Donnerstag kann sich Syriens Machthaber aber sicher sein: Von Deutschland hat er wenig zu befürchten. Von Kanzlerin Angela Merkel gibt es keine Vergeltung, keine Beteiligung an Strafaktionen, keinen Segen für all die Verwünschungen aus den USA, für die schönen, neuen, smarten Raketen von US-Präsident Trump.

Merkel spricht zwar von einem nicht akzeptablen Chemiewaffeneinsatz in Syrien und dass sie „ein Zeichen“ setzen wolle. Aber das „Spektrum von Maßnahmen“, das sie in Betracht zieht, sind die Uno und die Organisation für
das Verbot chemischer Waffen (OPCW) – lauter Instrumente, die eigentlich ausgereizt sind. Je nach politischem Temperament kann man ihre Ohne-mich-Haltung teilen oder beklagen („Merkel kneift“). Eins jedoch gilt für Merkel wie für Trump: Jeder von ihnen ist nahe bei seinen Wählern. Es gibt in Deutschland eine tief sitzende Skepsis gegenüber „militärischen Lösungen“. Es gibt auch einen wichtigen Unterschied zwischen Merkel und Trump: Sie gießt kein Öl ins Feuer.

Militärisch ist der Syrien-Krieg weit weg. Buchstäblich nahe sind uns freilich die Folgen des Konflikts: Hunderttausende Flüchtlinge. In Europa tragen vor allem Griechenland und Deutschland die Hauptlast. Wenn der Krieg vorbei ist und eine Rückkehrperspektive gefragt ist, wird Deutschland an erster Stelle mit Aufbauhilfe gefordert sein, weil
es reich ist und ein Eigeninteresse hätte. So ist deutsche Außenpolitik im Kern Problemlösung mit Geld. Merkel hat keine schönen neuen Bomben wie Trump und smart ist an ihrer Regierung allenfalls ihr Außenminister. Heiko Maas hat davor gewarnt, die westlichen Partner dürften „nicht auseinanderlaufen“. Hat Merkel nicht genau das in Kauf genommen, als sie anders als Franzosen und Briten eine Beteiligung an einem Militärschlag ausschloss?