„Eine neue SPD muss ganz nahe am Leben sein.“

Wie überall in Europa verlieren Sozialdemokraten auch in Deutschland an Rückhalt. Sie suchen nach dem nächsten Leitthema. Nach dem Big Thing. Ex-Kanzlerkandidat Steinbrück jedenfalls war sich am Dienstagabend in Braunschweig sicher: Die SPD war zwar in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich, überflüssig hat sie sich dadurch aber nicht gemacht.

Doch eine SPD, die sich nur als Korrektiv sozialer Schieflagen begreift und dabei Facharbeiter bei VW, Mittelständler, junge Start-up-Unternehmer oder berufstätige Frauen vernachlässigt, wird weiter an Boden verlieren.

Die Parteispitze befragt nun die eigenen Mitglieder, was für sie die großen Themen sind. Das ist nach Zeiten, in denen Alphatiere wie Schröder und Gabriel Parteichef waren, mehr Basis und weniger Basta. Aber auch dieser Kurs schmeckt einigen Genossen nicht. Juso-Chef Kühnert forderte ein Ende der „Laber-Rhabarber-Konferenzen“. Nur: Das Führungspersonal hat offenbar keine Leitthemen im Köcher.

Das überrascht nicht. Die SPD-Funktionärselite war zu abgehoben. Zu sehr zählte der Stallgeruch, die Partei verprellte so Quereinsteiger. Sie verlor die Bürger aus dem Blick.

Die SPD sollte sich ganz auf die wirklichen Probleme wie die Verdrängung der kleinen Leute aus den Großstädten oder die Angst der unteren Klassen vor einer Konkurrenz durch Einwanderer konzentrieren. Eine neue SPD muss ganz nahe am Leben sein.