„Eine verbindliche Einigung darüber, welcher Umgang mit unseren Daten akzeptabel ist, wäre mehr wert als Facebooks Milliarden-Gewinne.“

Löscht Facebook! Dieser Aufruf verbreitet sich derzeit nicht unbedingt bei Facebook, aber auf anderen Plattformen wie Twitter. Konkret entfacht hat diese Empörung die Enthüllung, dass eine Datenanalyse-Firma im US-Wahlkampf versucht hat, Menschen so zu beeinflussen, dass sie Donald Trump wählen. Dazu soll die Firma auch Zugriff auf Facebook-Daten von bis zu 50 Millionen Menschen gehabt haben – offenbar illegal. Die Facebook-Aktie ist eingebrochen, Aktionäre klagen.

Für Facebook ist das nichts weniger als eine Existenzkrise. Nicht etwa deshalb, weil es zu nachlässig mit Nutzerdaten umgegangen ist – so etwas kommt vor, es lässt sich korrigieren.

Das Problem dabei ist nur: Facebook ist für Nutzer kostenlos, das Geschäftsmodell basiert auf den Nutzerdaten, durch deren Auswertung sich etwa Werbung besonders zielgenau bestimmten Personen zeigen lässt. Selbst wenn Facebook künftig wirksam verhindert, dass Dritte so etwas mit den Daten machen – das Unternehmen selbst wertet sie mindestens in ähnlicher Weise aus, wie es Trumps Wahlkampf-Helfer getan haben sollen und wie es nun die Menschen empört. Und genau dieses Vorgehen hat den Gewinn explodieren lassen.

Die aktuelle Aufregung zeigt also auch, dass viele Menschen nicht verstanden haben, was diese Möglichkeiten der Datenauswertung bedeuten – nämlich genau das, was nun enthüllt wurde: Diese Daten können genutzt werden, um Nutzer zu beeinflussen, ohne dass die es merken. Und das werden sie auch. Man mag das okay finden, wenn es um Kaufentscheidungen geht, und verwerflich, wenn politische Wahlen anstehen. Diese Unterscheidung ist dann aber eine moralische, keine in der Sache selbst begründete – die Mechanismen und Datensätze, die benutzt werden, sind die gleichen.

Facebook steckt in der Sackgasse: Öffentlich zu sagen, dass das, worüber sich nun alle empören, zwar im konkreten Fall illegal, aber an sich nichts besonderes ist, ist nicht klug. Etwas zu versprechen, was die Aufgabe oder jedenfalls massive Einschränkung des eigenen Geschäftsmodelles bedeutet, allerdings auch nicht.

Gut möglich, dass die Empörung abflaut und danach keiner mehr so genau fragt, was nun eigentlich mit den eigenen Daten passiert. Es wäre ein Glück für den Konzern. Uns als Gesellschaft ist aber eher zu wünschen, dass die Diskussion anhält und am Ende eine verbindliche Einigung darüber steht, welcher Umgang mit unseren Daten akzeptabel ist und welcher nicht. Das wäre mehr wert als all die Milliarden, die Facebook im Moment damit verdient.