„Der Konfliktzwischen Türken und Kurden wird sich fortsetzen.“

Was ist los in Salzgitter? 2000 türkischstämmige Demonstranten gegen „den PKK-Terror“ könnten sich am Sonntag mit jungen Kurden beharken. Hunderte Polizisten sollen das verhindern. Der sich zuspitzende Konflikt in der Türkei und die Angriffe auf das nordsyrische Afrin, all dies wirft Schatten bis nach Deutschland? Was soll das? Ein Stellvertreterbürgerkrieg auf deutschem Boden? Verbieten!

Diese Haltung kann man immer wieder hören – und durchaus nachvollziehen. Aber mit der Realität sind pauschale Verbote schwer in Einklang zu bringen. Und: Wünschen Sie sich das wirklich? Die Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut. Eine Kundgebung nicht mal eben so untersagt. Das gilt auch für Veranstaltungen, die offensichtlich von Populisten gekapert zu werden drohen, wie die in Salzgitter. Man sieht das schon beim Auslöser der Kundgebung türkeistämmiger Salzgitteraner. Kaum kam es am vergangenen Freitag auf einer Demonstration von Kurden in Lebenstedt zu einem Übergriff auf einen Deutsch-Türken in seinem Auto, gingen Videos ins Netz. Der türkische Staatssender TRT titelte: „Angriff auf Türken in Deutschland“ und bleibt bei der falschen Behauptung, es hätten Kinder im Wagen gesessen. Dass offen ist, ob der Autofahrer nicht auch massiv provoziert hat: einerlei. Schon strömen emotionalisierte Massen potenziell aus ganz Deutschland in die Stadt. Umgekehrt können das auch kurdische Gruppen. Den Salto rückwärts in die Opferrolle kennen viele Populisten.

Der Konflikt zwischen der Türkei und auf Eigenständigkeit bedachten Kurden wird sich fortsetzen. Vielleicht verschärfen. Auch hierzulande. Meinungsäußerungen dazu müssen erlaubt sein. Solange sie friedlich bleiben. Dazu gilt es, Radikale in beiden Gruppen einzudämmen. Nur so lässt sich das Konfliktpotenzial im Zaum halten. Pauschalurteile helfen da leider nicht weiter.