„Dass wir ganz nebenbei ziemlich verblöden und uns der Technik immer mehr ausliefern – tja, was ist eigentlich damit?“

Die Digitalisierung ist etwas ganz Wunderbares. Das blöde Kopfrechnen entfällt, weil das der Rechner im Smartphone viel schneller kann; bald steuern Computer unsere Autos durch den Straßenverkehr, damit wir mehr Zeit für das Rechnen mit dem Smartphone haben; Einkaufen mit dem Smartphone von der heimischen Couch aus funktioniert schon lange – das Kopfrechnen im Geschäft fällt uns ja ohnehin schwer. Dass wir ganz nebenbei ziemlich verblöden und uns der Technik immer mehr ausliefern – tja, was ist eigentlich damit?

Wer hat noch alle Telefonnummern im Kopf, seit es den elektronischen Speicher gibt? Wer kann noch im Kopf ad hoc 51 durch 17 teilen? Bald wird es so sein, dass nur noch die Besitzer uralter Autos mit Museumswert in einem Rutsch rückwärts einparken können – und den Status eines Zirkus-Artisten bekommen. Wenn dagegen der Parkpilot im neuen voll-digitalisierten Gefährt ausfällt, werden wir hilflos sein wie ein verwaistes Rehkitz in einem Rudel ausgehungerter Wölfe.

Zugegeben, dieses Szenario mag (leicht) übertrieben sein. Uns sollte aber grundsätzlich eine gesunde Skepsis, eine kritische Distanz zu technischen Entwicklungen nicht verloren gehen. Das soll und darf nicht verwechselt werden mit einer Verweigerungshaltung, die ebenso falsch wäre wie ein grenzenloses Vertrauen. Die nun entdeckte Sicherheitslücke, die offensichtlich nahezu jeden Computer-Chip betrifft, zeigt jedoch, dass die neue Technik vieles ist, nur nicht perfekt. Im schlimmsten Fall kann uns großer Schaden entstehen, zum Beispiel, wenn eine Schadsoftware unsere Passwörter ausspioniert.

Fälle wie die nun entdeckte Sicherheitslücke in den Rechner-Chips bieten uns eine gute Gelegenheit, die eigene Position zum technischen Wandel kritisch zu hinterfragen und neu zu justieren – damit jeder sein eigener Herr bleibt.