„Die gähnende Leere bei manchen Bundestagsdebatten täuscht. Die Kärrnerarbeit findet hinter den Kulissen statt.“

Es gibt Zampanos, Fachleute – und es gibt die Hinterbänkler im Bundestag. Wobei damit zuallererst gemeint ist, dass diese Abgeordneten vielen Wählern kein Begriff sind. Sie sind keine Polit-Stars.

Dass diese vermeintlichen Hinterbänkler aber oft fleißige, gewissenhafte und zumeist auch kompetente Parlamentarier sind, zeigt unsere Bilanz für die Abgeordneten aus der Region. Wer hätte gedacht, dass die Wolfsburgerin Pia Zimmermann (Linke) SPD-Größen wie Sigmar Gabriel, Thomas Oppermann und Hubertus Heil aussticht? Außerhalb Wolfsburgs ist Zimmermann, immerhin pflegepolitische Sprecherin ihrer Fraktion, nur wenigen ein Begriff. Der Bekanntheits- und Wirkungsgrad müssen nicht immer übereinstimmen. Zimmermann lehrte Gesundheitsminister Gröhe (CDU) mit ihren Reden, Zwischenrufen, Anträgen und Anfragen immer wieder das Fürchten.

Auch die anderen Abgeordneten aus unserer Region können sich sehen lassen. Das Bild vom satten, realitätsfernen Parlamentarier, das leider weit in der Bevölkerung verbreitet ist, stimmt nicht. Viele kümmern sich, setzen sich ein, sind neben Bundestagsdebatten in den Ausschüssen, Arbeitsgemeinschaften, Fraktionen, in vielen Vereinen, Verbänden und Gewerkschaften und nicht zuletzt im Wahlkreis aktiv. Die gähnende Leere bei manchen Bundestagsdebatten täuscht, denn die Kärrnerarbeit findet oft hinter den Kulissen statt.

So volksnah wie jetzt, in der Ausnahmesituation Wahlkampf, geben sich einige Politiker jedoch selten. Gerade in Zeiten, in denen die AfD ganz bewusst und verantwortungslos am noch erlaubten rechten Rand fischt, wäre mehr Bürgernähe angebracht – und zwar dauerhaft. Demokratie lebt von der streitbaren Auseinandersetzung mit anderen. Die etablierten Parteien haben Teile der Bevölkerung verloren. Sie müssen kämpfen, um sie wieder zurückzugewinnen.