„Der ADAC-Test weist nach, dass es möglich ist, sehr emissionsarme Diesel und Benziner zu bauen.“

Und wieder ein Abgastest, der beunruhigende Ergebnisse zeitigt. Der ADAC will herausgefunden haben, dass wegen hoher Stickoxid-Emissionen nur zwei Diesel ökologisch empfehlenswert seien – sie arbeiten im BMW 118d und im Mercedes E220d 9G-Tronic. Und viele Benziner, die bisher als Saubermänner galten, stießen demnach deutlich zu viel Feinstaub aus. Die Rolle des Obersünders spielt diesmal Renault, dessen Diesel-Modell Captur dCi 90 das Neunfache des Erlaubten in die Luft blase.

Die Emissions-Engel fahren elektrisch, als Hybrid oder mit Erdgas. Der Volkswagen-Konzern drang nur dank eines Erdgas-betriebenen Skoda Octavia in diese Spitzengruppe vor. Auf den ersten Blick ist der Test, sofern er denn belastbare Ergebnisse liefert, kein Ruhmesblatt für die Entwickler klassischer Antriebe. Die Wirkung auf den oberflächlichen Leser: Diesel sind schlecht, Benziner nicht viel besser. Wie immer lohnt sich genaues Hinsehen. Der Test weist nämlich nach, dass es möglich ist, sehr emissionsarme Diesel und Benziner zu bauen – Mercedes, Mitsubishi und Suzuki kamen unter die ersten zehn.

Die Verteufelung von Diesel- und Benzinmotoren wäre selbst dann falsch, wenn man ausschließlich den Aspekt der Luftschadstoffe betrachtet, die aus dem Auspuff des PKW kommen. Legt man den wesentlich sinnvolleren Maßstab der Gesamtbilanz an, relativiert sich das Bild weiter: Elektrisch betriebene Fahrzeuge sind nur dann emissionsarm, wenn der Ladestrom aus regenerativen Quellen stammt. Die Ökostrom-Quote lag 2016 bei unter 30 Prozent, zwei Drittel kamen aus Atommeilern, Erdgas-, Öl- und Kohlekraftwerken. Die niedrige Energieeffizienz bei der Stromerzeugung und die Batteriehaltbarkeit setzen weitere Fragezeichen.

Tests wie der des ADAC sollten alle Hersteller anspornen, die technisch und wirtschaftlich bestmöglichen Antriebe anzubieten. Da ist noch Luft nach oben. Ansonsten könnte die Diskussion mehr Ehrlichkeit vertragen. Wer die Null-Emission sucht, wird bei keinem Antrieb und keinem Hersteller fündig: Die Öko-Spitzenposition behält – der Drahtesel.