„Ein Unternehmen auf dem Rückzug – das ist für keinen Kunden sexy. Opel hat das bitter erfahren müssen.“

Die Marke VW lebt, und sie ist trotz der Lasten aus dem Abgas-Skandal voller Angriffslust. Das ist die zentrale Botschaft von Herbert Diess, Chef der Marke. Dieses Signal ist wichtig: Nach innen, um den Belegschaften neue Ziele und Perspektiven zu öffnen, auf die sie hinarbeiten können. Nach außen, um das Image aufzupeppen und Marktanteile zu gewinnen. Ein Unternehmen auf dem Rückzug – das ist für keinen Kunden sexy. Opel hat das bitter erfahren müssen.

Was will der Wolfsburger Autobauer erreichen? In Europa und in China ist er mit Modellen erfolgreich, die qualitativ hochwertig und damit im oberen Preissegment angesiedelt sind. Diese Strategie soll weltweit ausgerollt werden.

Gleichzeitig will sich die Marke zum Weltmarktführer für E-Mobilität entwickeln. Dafür sind die Weichen gestellt. Ein Elektro-Baukasten für eine ganz neue Auto-Generation ist längst in Vorbereitung.

Treiber der E-Mobilität ist China. Dort ist die Marke bestens aufgestellt, hat also gute Voraussetzungen, die Entwicklung mitzugestalten.

In den USA will die Marke die Wende schaffen. Zunächst mit Geländelimousinen (SUV), später mit E-Modellen. SUV sind schwer angesagt, daher stehen die Chancen eigentlich gut, dass die Marke von diesem Trend profitiert. Schade nur, dass sie nicht gleich ein SUV mit leistungsstarkem E-Antrieb vorstellt. Der Überraschungseffekt wäre groß, das Bekenntnis zur E-Mobilität noch überzeugender. Ganz unabhängig davon wird der Erfolg der Strategie davon abhängen, welchen wirtschaftspolitischen Kurs der neue US-Präsident Donald Trump tatsächlich fährt.

Die Konzern-Kernmarke will führend sein bei der Vernetzung des Autos. Die Anbindung an das Internet bietet eine riesige Vielfalt digitaler Anwendungen. Bei diesem Megatrend, der jetzt erst Fahrt aufnimmt, ist es ganz, ganz wichtig, vorne mitzumischen, um nicht abgehängt zu werden. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Autobauer zu Unternehmen wandeln, die digitale Mobilitäts-Ökosysteme aufbauen, für die sie die passenden Fahrzeuge liefern.

Die Marke VW will profitabler werden. Die Voraussetzung dafür schafft der vergangene Woche mit dem Betriebsrat vereinbarte „Zukunftspakt“. Dazu gehört der Abbau von 14 000 Arbeitsplätzen in Deutschland.

Keine Frage, Diess formuliert sehr ehrgeizige Ziele, seine Strategie birgt große Risiken. Doch alles andere als eine Attacke wäre die Kapitulation vor den Herausforderungen der sich rasant verändernden Welt der Mobilität. VW würde zum Verlierer.