Wolfenbüttel. Cem Özdemir erwartet bei Landwirten großes Interesse Cannabis anzubauen. Wir haben Ulrich Löhr gefragt, wie es im Braunschweiger Land aussieht.

Nachdem die Berliner Ampelkoalition die Legalisierung von Cannabis geplant hat, erwartet Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei Landwirten großes Interesse am Anbau von Hanf. Trifft das für die Bauern im Braunschweiger Land zu? Wir fragten Ulrich Löhr, den Vorsitzenden des Landvolks.

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Herr Löhr, wie schätzen Sie die Bereitschaft der hiesigen Landwirte ein, Cannabis anzubauen? Und würden Sie das selbst gern tun?


Grundsätzlich ist die Bereitschaft, die Fruchtfolgen auf den heimischen Feldern mit dem legalen Anbau lukrativer Früchte zu erweitern, groß. Ich persönlich würde kein Cannabis anbauen, da es sich nach meiner Meinung um eine verharmlosende Einstiegsdroge mit erhöhtem Suchtpotential handelt.

Was ist beim Anbau von Cannabis zu berücksichtigen? Passen denn die hiesigen Böden überhaupt dafür? Und müssen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden?


Nach meinem Wissensstand hat Hanf einen erhöhten Wasserbedarf. In vielen Gemarkungen gibt es historisch gesehene Bezeichnungen „Flachsrotten“. Das rührt aus der Zeit her als Faserhanf für die Bekleidungsherstellung angebaut wurde. Diese Flächen liegen zumeist in feuchten tiefgründigen Bereichen. Hanf benötigt eine erhebliche Stickstoffdüngung für ein gutes Wachstum.

Meine Erfahrung sagt, dass es vor einem Anbau umfangreicher Genehmigungsverfahren bedarf. Als schwierig kann ich mir vorstellen, kurz vor der Ernte heimliche „Erntehelfer“ von ungefragten Arbeiten abzuhalten.

Wie groß wäre denn der zu erwartende Anteil von Cannabis-Flächen im Vergleich zu den Feldfrüchten, die üblicherweise angebaut werden wie zum Beispiel Weizen oder Zuckerrüben?

Den Anteil des Cannabisanbaus an der gesamten regionalen Ackerfläche kann ich mir nur im Promillebereich vorstellen. Für einen einzelnen Betrieb kann so etwas jedoch lohnend sein. Es gibt zum Beispiel einige wenige Betriebe in der Region, die jetzt schon regionales Saatgut für spezielle Blühstreifen anbauen.

Gibt es denn Abnehmer für Cannabis? Wer könnte das zum Beispiel sein?


Die Vermarktung kann ich mir nur mit festen Abnahmeverträgen über zentrale staatlich zertifizierte Aufkaufstellen vorstellen. Einen Verkauf im Hofladen sehe ich als unwahrscheinlich an.

Ist es lukrativ, Cannabis anzubauen?


Der wirtschaftliche Erfolg des Cannabisanbau hängt von der Konkurrenzfähigkeit zu den derzeitigen Ackerfrüchten ab. Da der zumeist in Entwicklungsländern stattfindende illegale Cannabisanbau für den privaten Rausch in den Industrieländern, aber wertvolle Flächen für die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln blockiert, scheint ein Anbau lohnend zu sein.