Braunschweig. Es gibt sie in Apotheken, als Drive-In – und selbst Betreiber von Fitness-Studios rüsten jetzt um. Mittlerweile gibt es tausende Test-Stationen.

Jede Bürgerin und jeder Bürger hat das Recht auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche. Mit ihnen verbunden ist der Wunsch nach Normalität. „Testungen schützen alle Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen und ermöglichen schrittweise Öffnungen in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen“, so Daniela Behrens, Niedersachsens Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

Bald könnte in manchen Städten wieder der Zugang zu Außengastronomie, Kinos, Geschäften, Theatern und ähnlichem erlaubt sein. Allerdings nur mit negativem Corona-Schnelltest, der nicht älter als zwölf Stunden ist und der von einer anerkannten Teststation, einer Apotheke oder einem Arzt stammt – Braunschweig testet ein solches Modell ab Montag, 12. April. Somit sollte es genug zu tun geben für die Testzentren, die auf einmal an jeder Ecke aufzumachen scheinen. Doch was macht diese Testzentren aus? Wer darf testen? Und wie viel verdient ein Testzentrum pro Test? Wir haben nachgefragt.

Wie viele Testzentren gibt es mittlerweile?

Diese Frage genau zu beantworten ist schwer, da es jeden Tag mehr Testzentren werden. „Die kassenärztliche Vereinigung ist bereits mit über 1850 Praxen mit Testmöglichkeiten dabei. Hinzu kommen mehr als 580 Apotheken, die sich bisher beteiligen“, so Anne Hage, Pressesprecherin des niedersächsischen Gesundheitsministeriums. „Die notwendige Netzwerkstruktur für flächendeckende Teststellen wird auch mit Hilfe der Kommunen und privater Anbieter derzeit zügig ausgebaut. In vielen Landkreisen und Städten gibt es schon das Angebot kommunaler Teststellen. Auch karitative Einrichtungen und Wohlfahrtsverbände bieten Testmöglichkeiten an beziehungsweise wollen sie aufbauen.“ Das macht zusammen schon fast 2500 Teststellen allein durch Ärzte und Apotheken.

Doch auch in Einrichtungen, die derzeit coronabedingt geschlossen sind, entstehen Teststellen, so zum Beispiel in Fitnessstudios. In Braunschweig gibt es mit den Apotheken laut der Website der Stadt 18 Teststationen.

In Wolfsburg sind es 15 – das Zentrum in der City Galerie hat erst am gestrigen Dienstag eröffnet, das Drive-In-Testzentrum in der Autostadt öffnet heute. Im Landkreis Gifhorn gibt es hierzu elfmal die Möglichkeit. Die testenden Arztpraxen sind hier jeweils noch nicht eingerechnet. Allein im Landkreis Gifhorn sind es schon 49 Ärzte.

Die testenden Arztpraxen findet man auf der Seite der Ärztekammer Niedersachsen unter www.arztauskunft-niedersachsen.de. In dem Formular einfach unter „WO“ den gewünschten Ort eingeben und bei „Besonderheiten“ nach Corona-Schnelltest suchen, schon werden die Praxen aufgelistet. Die weiteren Apotheken und Testzentren finden sich auf der Seite der jeweiligen Stadt.

Welche Anforderungen muss ein Testzentrum erfüllen?

Räumlichkeiten, die zu einem Testzentrum umfunktioniert werden sollen, müssen nach der Coronavirus-Testverordnung groß genug sein, um das zu erwartende Testaufkommen bewerkstelligen zu können. Sie müssen barrierefrei oder zumindest barrierearm sein und regelmäßig gelüftet werden können.

Die Räume müssen über einen Wartebereich verfügen, in dem der Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden kann. Dies wird weniger erforderlich, wenn es ein Terminvergabeverfahren gibt.

Wie viele Tests schafft ein Testzentrum am Tag?

Die Anzahl, die ein Testzentrum am Tag schafft, variiert je nach Kapazität des Testzentrums. Dr. Günter Pfeiler im Schlosscarree bietet 100 bis 200 Tests an. Das Testzentrum im Braunschweiger Löwen-Fitness schafft ungefähr 300 Tests am Tag, das an der Alten Waage um die 1000 Tests pro Tag. Im Corona-Schnelltestzentrum in der City-Galerie in Wolfsburg, das am Dienstagmorgen öffnete, können bis zu 700 Personen am Tag getestet werden – dies soll in den kommenden Wochen erhöht werden.

Das Schnelltest Drive-In am Messegelände in Braunschweig startete mit 720 Slots pro Tag und schafft aktuell um die 1400 Tests. „Das wollen wir noch in den nächsten Wochen auf 2000 bis 3000 Tests steigern“, so Felix Walzog, Standortleitung Braunschweig und Wolfsburg sowie Projektleiter der Testzentren von Blome & Pillardy Event. Eine so hohe Anzahl an Tests sind unter anderem möglich, weil durch das Drive-In-Konzept kaum Wartezeiten entstehen. Die Getesteten müssen nicht auf ihr Ergebnis warten, sondern fahren direkt weiter und bekommen das Ergebnis per E-Mail.

Wer darf mit einem Schnelltest testen?

Die Tester und Testerinnen müssen laut der Coronavirus-Testverordnung medizinisches Personal sein oder Personen, die für die Testungen geschult wurden. Diese Schulungen umfassen das Schaffen von Sicherheitsbewusstsein für Hygiene, Kenntnisse der Anatomie und Einfühlungsvermögen im Umgang mit Menschen. Es wird natürlich auch praktisch geübt, wie die Testkits behandelt und die Tests angewendet werden müssen.

Verfügt der Betreiber über keine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf – beispielsweise als Arzt oder Apotheker – muss die entsprechende Expertise durch andere Beschäftigte oder mindestens durch eine Kooperationsvereinbarung einbezogen werden.

Wie viel verdient ein Testzentrum mit einem Schnelltest?

Die Tests sind für die Bürger kostenlos. Dennoch verdienen die Testzentren Geld mit den Schnelltests. Die Abrechnung erfolgt über die Kassenärztliche Vereinigung. Machen die Testzentren das Ganze nun also nun also aus moralischen oder aus wirtschaftlichen Gründen?

„Sowohl als auch“, sagt Melis Rufaioglu, verantwortlich für Marketing und Kommunikation im Löwen-Fitness Braunschweig. „Ich beschäftige über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fast alle sind in Kurzarbeit. Die Minijobber musste ich sogar entlassen. Im Gespräch mit einem befreundeten Sportmediziner, Dr. Günter Pfeiler, reifte die Idee, die Studios in Corona-Testzentren umzuwandeln“, erklärt Osterwald, Betreiber von Löwen-Fitness Braunschweig, in einer Mitteilung. „Ob für Unternehmen, Geschäftsreisende, Urlauber oder Besucher älterer Angehöriger – der Bedarf ist riesengroß. Zwar gleichen wir durch die Schnelltests keineswegs unsere finanziellen Einbußen aus, zumindest aber helfen wir dabei, die Pandemie einzudämmen.“

Für jedes Test-Kit werden 6 Euro erstattet. Zusätzlich gibt es für jeden ausgeführten Test eine Vergütung für die Bearbeitung – unter anderem das Vorgespräch, die Probenentnahme und die Mitteilung des Ergebnisses. Diese Vergütung fällt laut Verordnung jedoch unterschiedlich hoch aus – je nachdem, wer testet. Testet ärztliches oder zahnärztliches Personal werden 15 Euro je Test gezahlt. Tester, die nicht in eine dieser Kategorien fallen, bekommen 12 Euro für einen ausgeführten Test.

Und wie sieht es mit dem Stundenlohn der Tester aus? Auch das ist für das Hilfspersonal je nach Testzentrum unterschiedlich. Nach Angaben verschiedener Zentren liegt der Stundenlohn um die 14 Euro, kann aber auch mal bis zu 20 Euro betragen.

Was passiert, wenn der Test positiv ist?

Das Testzentrum muss jeden Tag die Anzahl der angewandten Tests sowie die Anzahl der positiven Tests melden. Bei einem positiven Test muss eine namentliche Meldung an Gesundheitsamt erfolgen. Da die Schnelltests weniger sicher sind, muss ein PCR-Test gemacht werden und das Ergebnis bestätigen.

Im besten Fall sollen die Testzentren einen PCR-Test vor Ort ausführen können – oder dies zumindest in einer ortsnahen Teststelle sicherstellen. In jedem Fall soll der PCR-Test zehn Stunden nach dem Ergebnis des ersten Tests im Labor sein. Bis das Labor-Ergebnis da ist, muss der Getestete sich in häusliche Isolation begeben. Das Testergebnis gibt es je nach Testzentrum per App, ausgedruckt oder als PDF an die Mail-Adresse.

Wie weise ich mich im Testzentrum aus?

„Grundsätzlich muss sich jeder und jede für einen Bürgertest anmelden und in der Regel auch persönliche Daten hinterlassen, die zum Teil möglicherweise nur Stichprobenartig überprüft werden“, so Hage vom Gesundheitsministerium. Hierfür verlangen die Testzentren einen Ausweis. „Die Daten werden strengvertraulich behandelt“, versichert Rufaioglu von Löwen-Fitness. Denn schließlich geht es ja um unser aller Sicherheit.