Hannover. Termine für die Corona-Impfung werden nur teilweise über die Warteliste vergeben – doch auf der stehen schon 200.000 Menschen.

Kann ich zwei Personen (z.B. meine Frau und mich) für einen gemeinsamen Termin im Impfzentrum anmelden, um auch die An- und Abreise gemeinsam wahrzunehmen?

Dies fragt unser Leser Geert Teunis aus Braunschweig.

Nachdem ich eine Woche lang vergeblich versucht hatte, für meine 92-jährige Mutter telefonisch einen Impftermin zu bekommen, konnte ich sie nun auf der Online-Warteliste eintragen. Anschließend half ich einer Bekannten mit dem Portal und war erstaunt, dass sie – ebenfalls für Braunschweig – gleich einen Termin buchen konnte. Aus meiner Sicht kann von einer systematischen Terminvergabe keine Rede sein.

Die schreibt uns darüber hinaus Christina Lehne aus Braunschweig.

Zu beiden Fragen recherchierte Michèle Förster.

Rund 233.000 Menschen stehen in Niedersachsen derzeit auf der Warteliste für eine Corona-Impfung, wie das Gesundheitsministerium unserer Zeitung auf Nachfrage mitteilte. Bisher wurden verfügbare Impftermine nur zu zwei Dritteln über die Warteliste vergeben. Der Rest stand zur direkten Terminbuchung über das Onlineportal zur Verfügung. Dass dieses Vergabeverfahren zu Unmut bei den Wartenden führt, ist dem Gesundheitsministerium bewusst. Deshalb wolle man das Vergabeverfahren ab sofort ändern, wie Sprecher Oliver Grimm am Freitag bestätigte: „Künftig werden wir nur noch die Warteliste abarbeiten.“

Etliche Impftermine wegen Wetterverhältnissen verschoben

Gerade in dieser Woche habe die direkte Terminvergabe über das Onlineportal zusätzlich zur Warteliste aber Sinn gemacht, sagt Grimm. Wegen der Wetterverhältnisse mussten etliche Impftermine verschoben werden. Die dadurch entstandenen Lücken bei den Impfzentren konnten laut dem Ministerium ganz kurzfristig online vergeben werden. Grimm erläutert: „Über die Warteliste hätten wir die Termine für den nächsten Tag nicht vollbekommen, weil die Benachrichtigung nicht so kurzfristig klappt.“ Auch an der gemeinsamen Terminvergabe für Eheleute werde gearbeitet, bestätigte der Ministeriumssprecher. Ursprünglich hätte es die Möglichkeit sogar gegeben, doch wegen technischer Schwierigkeiten bekam nur eine der zwei Personen die Terminbestätigung. „Es soll schon bald wieder über die Hotline möglich sein“, verspricht Grimm.

Niedersachsen bei Erstimpfung im Ländervergleich hinten

Bei den Impfquoten steht Niedersachsen bisher denkbar schlecht da. 198.331 Menschen hatten bis Freitag eine Erstimpfung erhalten, das sind rund 2,5 Prozent der Bevölkerung. Mit dieser Erstimpfquote liegt Niedersachsen bundesweit mit Abstand auf dem letzten Platz. Die zweite Corona-Impfung haben bei uns weitere 103.821 Menschen erhalten, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Der Anteil der Zweitimmunisierung liegt mit 1,3 Prozent zwar unter dem Bundesdurchschnitt von 1,5 Prozent, rangiert aber im Ländervergleich nicht ganz hinten.

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Die Impfterminvergabe ist auch den Grünen ein Dorn im Auge. Die Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz fordert deshalb, das Terminmanagement neu aufzustellen. Anstelle eines Online-Portals sollten die Kommunen gezielt alle Impfberechtigten, die 80 Jahre oder älter sind, anschreiben und Termine vorschlagen, sagte sie unserer Zeitung. Nun kündigte auch der Leiter des niedersächsischen Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, eine Kursänderung an. Bei einer Pressekonferenz sagte Scholz, künftig sollten nicht mehr die Hälfte der verfügbaren Biontech-Impfdosen für die Zweitimpfung zurückgehalten werden – sondern nur noch ein Drittel. Damit könnten in Niedersachsen die Erstimpfungen schneller ermöglicht werden.

Drei Impfstoffe zur Auswahl

Um das Impf-Management zu beschleunigen, schlägt die Ärztekammer Niedersachsen vor, auf das Einwohnermelderegister zurückzugreifen. Das hätte sich in der Vergangenheit bereits bei Einladungen zu Früherkennungsuntersuchungen bewährt, sagt deren Sprecher Thomas Spieker. „Momentan haben wir aber den Eindruck, dass es eher an dem mangelnden Impfstoff liegt und nicht an der Organisation des Ganzen.“

Für die Corona-Impfung stehen derzeit drei Vakzine zur Verfügung. Während die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna ohne Einschränkungen verwendet werden können, wird das Mittel von Astra Zeneca nicht für die Impfung von Menschen über 65 Jahre empfohlen. Berichten zufolge ist die Wirksamkeit bei milden Symptomen deutlich geringer. In der kommenden Woche erwartet das Gesundheitsministerium eine weitere Impfstofflieferung von Astra Zeneca, Biontech/Pfizer und Moderna.