Die Arbeiten schreiten voran. Obwohl Wasser ins geplante Atommülllager läuft, behauptet die BGE: Das alte Bergwerk ist trocken.

Die Arbeit geht voran, der Zeitplan wird eingehalten. Und: Das geplante Atommülllager Schacht Konrad in Salzgitter wird absolut sicher sein – trotz täglichem Wasserzufluss.

Das waren die Kernbotschaften, die die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) am Donnerstagabend per Videokonferenz unter die Leute bringen wollte. Dialog war ausdrücklich erwünscht. Und die Zuhörer stellten Fragen an Konrad-Projektleiter Peter Duwe und Thomas Lautsch, einen der BGE-Geschäftsführer. Die BGE aus Peine betreibt das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll.

Ein Rückblick auf 2020 sollte es werden – und ein Ausblick auf 2021. Duwe und Lautsch beteuerten: Alles im Griff. Zwar musste der geplante Betrieb immer wieder verschoben werden. Nun soll es aber klappen. 2027 wird fest angepeilt. Bis dahin soll das alte Bergwerk umgebaut sein. Ein Geflecht von Tunneln mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern entsteht.

Zum Jahr 2027 sagte Duwe: „Wir behalten den terminkritischen Fahrplan mit Argusaugen im Blick.“ Trotz Corona soll der Zeitplan eingehalten werden. Da auch unter Tage die Abstandsregeln eingehalten werden müssen, sorgte die Pandemie auch beim Projekt Schacht Konrad für leichte Verzögerungen. Zeitweise konnte nur die Hälfte der Belegschaft unter Tage einfahren. Insgesamt arbeiten derzeit mehr als 1000 Menschen am Projekt Schacht Konrad. 650 davon gehören zur BGE, der Rest sind Mitarbeiter von Spezialfirmen, zum Beispiel Tunnelbauer aus der Schweiz, wie Duwe erläuterte. Es ist die größte Baustelle unter Tage in Deutschland.

Über Tage ist schon einiges zu erkennen. Das Sozial- und Verwaltungsgebäude ist fertig. Auch das sogenannte Fördermaschinengebäude Nord ist fertig. Hier wird 2023 die Fördermaschine eingebaut. Im Verwaltungsgebäude sind nicht nur die Büros, auch die Umkleideräume und die Grubenwehr sind schon eingerichtet beziehungsweise wird das noch geschehen.

In Schacht 1 mussten bis 2020 etwa 21 Kilometer lange Holz-Spurlatten entfernt werden, weil sie aus brennbarem Material bestehen – ein Sicherheitsrisiko für das geplante Endlager. 4400 Anker wurden in der untertägigen Werkstatt gesetzt, der letzte im Februar 2020. Auch die Fugen in der Werkstatt wurden verfüllt. Das gilt auch für die untertägige Wendestelle und den Waschplatz, an dem die benötigten Fahrzeuge unter Tage gereinigt werden. Außerdem wurde der Hauptgrubenfilter fertig. Dieser zieht die gesamte warme Luft ab. „Sonst würde es unter Tage bis zu 45 Grad warm werden“, sagte Duwe. Im April soll der sogenannte Füllort komplett fertig werden. Hier wird dann ab 2027 der erste Atommüll in Schacht 2 aufgefahren.

Ansonsten ist in diesem Jahr die mobile Einlagerungstechnik für den Atommüll ein Schwerpunkt. Mit Blick auf Stapelfahrzeuge beginnt die Fertigung, auch Versatztransportfahrzeuge nimmt die BGE in den Blick – alles großräumige Fahrzeuge, die schwere Lasten transportieren können und möglichst wendig sind.

In zwei Jahren wird die übertägige Werkstatt gebaut. Geplant wird sie jetzt. Auch die Arbeiten für die Umladehalle und das Lüftungsgebäude werden in diesem Jahr an Fremdfirmen vergeben.

Auf die Frage, ob das alte Bergwerk nach der Einlagerung des Atommülls in einigen Jahrzehnten stillgelegt wird, sagte BGE-Geschäftsführer Lautsch: „Ja, wir werden die Strecken verfüllen. Dann machen wir den Deckel drauf.“ Das wollte ein Zuhörer mit Verweis auf das noch zu findende Endlager für hoch radioaktiven Atommüll so nicht stehen lassen. Hier wird der Müll erst noch rückholbar sein. Lautsch entgegnete: „Beim Endlager für hoch radioaktiven Atommüll haben wir es mit ganz anderen Sicherheitsstandards zu tun.“

Lautsch wurde gefragt, ob er es sich denn selbst vorstellen könne, in der Nähe von Schacht Konrad zu wohnen. Er sagte, er wohne in Peine, also nicht allzuweit von Schacht Konrad in Salzgitter entfernt. Über die BGE sagte er: „Wir stehen für sichere Endlagerung. Das ist unsere DNA.“

Bei der Frage nach dem eindringenden Wasser wiegelte Duwe gleich ab. Zwar gab er zu, dass mehrere Liter pro Minute einlaufen. So sei In den letzten Jahren der Gesamtzulauf im Endlager Konrad relativ konstant bei rund 7.500 Kubikmeter pro Jahr gewesen. Der Zulauf aus dem Gestein sei aber rückläufig. Er wird aufgefangen und zur Staubbekämpfung in den Strecken unter Tage verwendet. Duwe sagte: „Das ist ein absolut trockenes Bergwerk.“ Zudem gebe es eine 300 Meter dicke Tonschicht.

Im Atommüll-Lager Asse sorgt das zulaufende Wasser für zunehmende Instabilität. Allerdings sind es hier zum Teil mehr als 16 Kubikmeter pro Tag. Kein Wunder aber, dass die Bürger beim zutretenden Wasser auch bei Schacht Konrad erst einmal hellhörig werden.