„Wir sind insgesamt so glimpflich davon gekommen, weil wir so besonnen und schnell gehandelt haben.“

Ein Gang ins Museum kann erhellend sein. Im Urlaub war ich im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. In Pommern wütete gegen 1710 die Pest. Ein Drittel der Bevölkerung fiel ihr zum Opfer. Das Königreich Preußen ging resolut vor: Es untersagte den Warenverkehr mit Polen, bei Androhung der Todesstrafe durfte niemand über die Grenze.

Pest, Cholera, Spanische Grippe: In der Geschichte gab es schon etliche Pandemien vor Corona. Wenig zimperlich ging man während des späten Mittelalters gegen die Pest auch in unserer Region vor: Erkrankte wurden in Pesthäusern völlig isoliert. Solch ein Pesthaus entstand in Braunschweig 1473. Auch Gesunden war es komplett verboten, in Kirchen, auf Märkte und auf Feste zu gehen. Auch damals gab es also Belastungen – für Wirtschaft und Handel, aber auch im Alltag der Menschen.

Solche Einschränkungen kennen wir heute leider wieder viel zu gut. In Niedersachsen aber hat die Landesregierung die meisten Regeln im Kampf gegen die Corona-Pandemie längst schon wieder gelockert. Die Maske werden wir uns noch über Mund und Nase streifen müssen, bis es einen Impfschutz gibt. Auch die Abstandsregeln werden wir einhalten müssen, dazu das häufigere Händewaschen. Das wird doch zu schaffen sein!

In Pommern verödeten vor gut 300 Jahren ganze Dörfer, weil die Bewohner aus Angst vor der Pest Reißaus nahmen. Heute ist es einigen Unverbesserlichen offenbar immer noch nicht klar, wie gefährlich auch Covid 19 sein kann. Die Bilder aus Norditalien mit den vielen Särgen als Warnung sind schon wieder verblasst.

Die Menschen, die am Wochenende in Berlin demonstrierten, scheint wenig mehr zu vereinen als ihre Ablehnung der Corona-Politik. Manche meditierten, manche warfen Flaschen, Regenbogen-Fahnen wehten und Reichsflaggen. Ja, Politik und Medien haben Fehler gemacht. Diese hielten sich angesichts eines neuen, aggressiven und völlig unbekannten Virus in Zeiten einer globalisierten Welt aber in Grenzen. Und doch muss ein zweiter Lockdown unbedingt vermieden werden. Denn Kurzarbeit bei einem sowieso schon geringen Lohn ist kein Spaß. Lokale Lockdowns wie in Gütersloh sind nun folgerichtig die Maßgabe.

Gerade in Deutschland und in Niedersachsen sind wir insgesamt so glimpflich davon gekommen, weil wir so besonnen und schnell gehandelt haben. Das muss auch den Teilnehmern der Corona-Demo klar werden, die sich in Hannover versammeln wollen. Eine Maskenpflicht und starke polizeiliche Präsenz, wie es Berlin nun verkündet hat, muss auch in Hannover die Vorgabe sein. Viel spannender als die längst wieder hergestellten Bürgerrechte ist übrigens die Frage, wer am Ende die Corona-Zeche zahlt. Das blenden Zweifler aus.